„Die Johann Strauss Verschwörung“

Rezension 459

„Die Johann Stauss Verschwörung“ von Maria Jelenko

Worum geht es?

„Juni 1872: Johann Strauss steht am Höhepunkt seiner Karriere, „Tritsch-Tratsch-Polka“ und „Donauwalzer“ sind weit über seine Heimat hinaus bekannt. Aber der Erfolg hat auch Schattenseiten: Auf der Reise zum spektakulären Weltfriedensfest in Boston fühlt sich Strauss zunehmend beobachtet und verfolgt. Einbildung oder die intrige eines Besessenen? Als ein Mord geschieht, scheint sich das Netz um ihn zuzuziehen, doch dann taucht ein geheimnisvoller Beschützer auf. Kann Strauss ihm wirklich trauen, oder verbirgt auch er ein dunkles Geheimnis?“

(Quelle Klappentext zu „Die Johann Strauss Verschwörung“ von Maria Jelenko)

Meine Meinung:

Maria Jelenkos Roman „Die Johann Strauss Verschwörung“ ist ein gelungener historischer Kriminalroman, der nicht nur den Glamour, sondern auch die Schattenseiten des berühmten Walzerkönigs in den Mittelpunkt stellt. Neben einer spannenden Geschichte gelingt es der Autorin  aber auch den Zeitgeist einzufangen und diesen mit einem raffinierten Krimiplot zu verweben.

Die Geschichte spielt im Jahr 1872, als Johann Strauss Junior auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen ist. Er reist nach anfänglichen Bedenken nach Boston, um beim spektakulären Weltfriedensfest vor zehntausend Zuhörern zu dirigieren. Doch schon auf der Überfahrt mehren sich beunruhigende Zeichen. Merkwürdige Zwischenfälle, unheimliche Schatten und schließlich ein Mord. Zum Glück hat Strauss‘ Ehefrau Jetty einen geheimen Beschützer organisiert. Eigentlich um ihn vor Verehrerinnen zu schützen, mutiert er zu einer Art Leibwächter. Dieser „Leibwächter“ birgt aber auch ein Geheimnis, hinter dass Strauss niemals kommen darf… An Bord befindet sich aber zum Glück auch ein britischer Kommissar, Feranelli. Gemeinsam mit Kingsley sorgen sie dafür, dass Strauss nichts geschieht…

Mir hat dieser Krimi richtig gut gefallen! Immerhin beruht die Handlung stellenweise auf wahren Begebenheiten, denn das Weltfriedensfest in Boston gab es wirklich und Johann Strauss spielte dort mit einem 1000 Mann starken Orchester und 100 Subdirigenten tatsächlich vor 30000 Zuhörern! Das ist vergleichbar mit einem ausverkauften Taylor Swift Konzert heute Auch die Präsidentschaftswahl findet im Buch Erwähnung. Die Ehefrau und die Tochter vom Präsidentschaftskandidaten Greeley, die im Buch bei der Überfahrt nach Boston ebenfalls an Bord sind, haben diese Reise tatsächlich unternommen.

Alle agierenden Figuren fand ich wirklich gut und besonders Francis Samuel Kingsley hatte es mir angetan. Er hat ein Geheimnis, welches ich hier nicht verraten möchte Aber es hat etwas mit der „Ella-Polka“ zu tun! Aber auch Strauss selbst wurde sehr fein gezeichnet. Er hatte Ängste, die sich in Panik vor dem Altern, vor dem Reisen und Höhen, vor dem Verarmen und vor öffentlichen Auftritten und Premieren äußerten. Er war als Mensch oft innerlich zerrissen, was im Kontrast zu seinen beschwingten und harmonischen Werken stand. Und diese Ambivalenz, dieser Gegensatz zwischen Glanz, Glamour und öffentlicher Popularität und seiner privaten Dunkelheit, seinen Panikattacken und Unsicherheiten bildet das Kernstück der Geschichte…

Der Roman lebt von Maria Jelenkos wunderbarem Schreibstil.  Mit sicherem Gespür für historische Details beschreibt sie das Wien des 19. Jahrhunderts ebenso überzeugend wie die Welt der Schifffahrt und der amerikanischen Metropolen. Die Sprache ist flüssig, bildhaft und ab und an sogar humorvoll. Ganz oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, Johann Strauss´ Musik zu hören, so gut wurden die entsprechenden Szenen wiedergegeben! Auch das Cover finde ich überaus gelungen und ich musste heute Morgen verwundert auflachen, als ich in meiner Tageszeitung auf einen Artikel zu Johann Strauss gestoßen bin, der genau dieses Bild zeigt:

Foto von Verena Breuer/ KSTA Medien 25.10.2025

Denn heute vor genau 200 Jahren wurde Johann Strauss Junior geboren!!!  🙂 Was für ein Zufall, dass ich ausgerechnet für heute diesen Blogbeitrag geplant hatte 😉

Nun aber weiter im Text:

Natürlich war ich, was den Täter anbelangt, auf der völlig falschen Fährte unterwegs Obwohl dieser schon zum Kreis der Verdächtigen gehörte

„Die Johann Strauss Verschwörung“ ist weit mehr als ein klassischer Kriminalroman. Es ist ein poetischer Blick auf eine historische Figur und ein Stück Musikgeschichte in literarischer Form. Maria Jelenko gelingt es, die Grenze zwischen Fakt und Fiktion so fließend zu gestalten, dass man als Leser nie sicher ist, wo die Wahrheit endet und die Erfindung beginnt.

Mit einem tollen Schreibstil, intensiver Atmosphäre und einem Gespür für die Zwischentöne der menschlichen Seele schafft Maria Jelenko ein Werk, das sowohl Krimifans als auch Musikliebhaber begeistert! Ein historischer Roman im Dreivierteltakt , der von mir

4-5 / 5    erhält!

Über die Autorin:

„Maria Jelenko wuchs in Wien und den USA auf und studierte Politikwissenschaft sowie Publizistik in Wien. Sie begann ihre berufliche Laufbahn bei einer Wirtschaftszeitung und in Kulturinstitutionen, bevor sie als Chefredakteurin die Online-Auftritte verschiedenster österreichischer Tageszeitungen aufbaute. Seit Herbst 2019 ist sie Chefredakteurin der »RegionalMedien Austria«. Die Autorin lebt in Wien, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.“

(Quelle emons-verlag.de)

„Die Johann Strauss Verschwörung“ von Maria Jelenko

Ein historischer Kriminalroman erschienen am 22.05.2025 beim Emons Verlag

ISBN 978-3740825058

288 Seiten

Taschenbuch

Auch als Ebook erhältlich

www.emons-verlag.de

„Die Johann Strauss Verschwörung“ wurde mir vom Emons Verlag als Rezensionsexemplar kostenfei zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine uswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

„Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset“

Rezension 454

„Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset“ von Tine Dreyer

Worum geht es?

Rezension
Copyright Dumont Buchverlag

„Liv ist 48, Ehefrau, Mutter, Küchenplanerin und – nachdem ihre erste Hitzewallung eine tödliche Kettenreaktion ausgelöst hat: Mörderin. Jetzt schläft Liv nicht mehr nur wegen des Hormonmangels schlecht, sondern auch wegen ihrer Schuldgefühle. Aber sich stellen und ins Gefängnis gehen ist keine Option, immerhin muss sie sich um drei pubertierende Kinder und ihren Mann Jörn kümmern, und natürlich um Marlies und Werner, ihre betagten Schwiegereltern. Bleibt nur eins, um mit sich ins Reine zu kommen: Liv muss ihre Einstellung ändern, ein positives Mindset erarbeiten. „„Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset““ weiterlesen

„Das Dinner“

Rezension 450

„Das Dinner“ von Emily Rudolf

Worum geht es?

Rezension
Copyright FISCHER Scherz Verlag

„Für ein Wiedersehen laden Jonathan und seine Verlobte Lotta die alte Freundesgruppe in ein abgelegenes Restaurant in der Eifel ein. Nur ein Platz bleibt leer: Vor fünf Jahren ist ihre Freundin Maria spurlos in der Nacht verschwunden. Um der alten Zeiten willen beginnen die Freunde ein Krimi-Dinner. Doch das Spiel verschmilzt rasch mit der Realität. Verstörende Erinnerungen kommen hoch und werfen Fragen auf: Wer lügt für seine Rolle, wer für sich selbst? Während draußen ein Sturm aufzieht, eskaliert das Spiel. Ist Maria noch am Leben? Oder sitzt ein Mörder mit am Tisch?“

( Quelle Klappentext zu „Das Dinner“ von Emily Rudolf )

Meine Meinung:

Die Handlung entspinnt sich rund um ein Krimi-Dinner, zu dem Jonathan und Lotta als Gastgeber geladen haben. Ein Stuhl bleibt von Anfang an aber unbesetzt, denn Maria, früher wichtiger Teil ihres Freundeskreises, ist seit fünf Jahren verschwunden. Das abgelegene Restaurant von Jonathan wird jedenfalls zum perfekten Schauplatz für Psychospielchen, Misstrauen und unausgesprochene Vorwürfe…

Früher traf man sich öfter zum Krimidinner. Mit dabei Jonathan und Lotta, Maria, Tristan, Hannah und Kiano. Vor 5  Jahren auf einem Festival ereignete sich aber Eigenartiges und Maria verschwand. Seitdem haben sich die Freunde von damals nicht mehr gesehen. Jonathan und Lotta sind verheiratet, Tristan und Hannah haben so etwas wie eine On-Off-Beziehung und Kiano hatte mit keinem von den anderen seither Kontakt. Und etwas verwundert sind sie dann schon, dass Kiano zum Krimidinner erscheint…

So herrscht von Anfang an auch eine bemühte Stimmung. Die Spannung zwischen den Charakteren ist spürbar und man ahnt, dass es nicht lange gutgehen wird…

Ein toller Schachzug der Autorin ist es, dass sie beim Erzählen geschickt zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt und so immer wieder neue Facetten der Geschichte ans Licht bringt. Durch die verschiedenen Blickwinkel der beteiligten Personen werden die Wahrheiten der Protagonisten hinterfragt und es entstehen zahlreiche Spannungsmomente, die die Leser*innen dazu bringen, ständig mitzurätseln, ob Maria wirklich tot ist! Denn Lotta kann sich das bis heute nicht vorstellen!  Welche Rolle spielt jeder Gast an diesem Abend? Niemand scheint die ganze Wahrheit zu sagen! Und so wird Stück für Stück das Geschehen von damals aufgearbeitet…

Das klingt jetzt ziemlich langweilig, ABER…. 😉

Während des Spielens – ihr erinnert euch, es findet ein Krimidinner statt – bemerken alle Teilnehmenden, dass die fiktiven Charaktere, die ihnen zugeordnet sind, sehr viel Ähnlichkeit mit ihnen selbst haben! Wie kann das sein? Hat Maria ihre Finger im Spiel? Das wäre ganz schön schräg! Oder einer von ihnen? Aber warum? Kann man da nicht einfach fragen, als alle ein solches Spiel spielen zu lassen?…

Jedenfalls könnt ihr euch vorstellen, wie die Stimmung anfängt zu kippen! Das Misstrauen gegenüber allen wächst, je mehr neue Erkenntnisse ans Licht kommen. Und dann wird es wirklich gefährlich!…

Den Schreibstil von Emily Rudolf fand ich ziemlich gut! Auch dieser Switch zwischen Vergangenheit und Gegenwart und diese typische whodoneit-Situation liebe ich! 🙂 Allerdings hatte ich persönlich so meine Schwierigkeiten mit den Figuren :-/ Sie waren mir leider alle nicht sympathisch; selbst Maria nicht in den Rückblenden! Einzig mit Lotta konnte ich mich arrangieren… Und auch die vielen Drogen, die im Laufe der Geschichte – damals und jetzt – konsumiert werden, fand ich persönlich etwas too much! Und dennoch konnte ich nicht aufhören zu lesen 😉 Ich musste doch des Schlüssels Lösung erfahren 🙂

Das Cover zum Buch finde ich hingegen sehr gelungen 🙂 Durch die dunklen Farben und des unheimlich düsteren Blick hinaus auf den See bekommt man direkt Gänsehaut 🙂 …

Auch wenn ich mit den Charakteren gehadert habe und hier und da nicht alles rund fand, fand ich den Weg zum Ziel außerordentlich gut 🙂 Dieser schmale Grat zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Vertrauen und Misstrauen, war schon richtig gut gemacht! Wer solche Art Unterhaltung mag, macht mit „Das Dinner“ nichts falsch!

Von mir bekommt das Buch daher

3-4/5 Rezension !!!

Jetzt Verfügbarkeit prüfen*

Über die Autorin:

„Emily Rudolf ​ist SPIEGEL-Bestseller-Autorin und große Stimme der deutschen Psychospannung. In ihren Thrillern lotet sie aus, wie menschliche Emotionen tödlich eskalieren können. Mit faszinierenden Schauplätzen, raffinierten Plots und psychologisch bis in die Tiefe austarierten Figuren begeistert sie deutsche und internationale Leser:innen. Die Autorin, Jahrgang 1998, wuchs in der Nähe von Leipzig auf, veröffentlichte neben Studium und Job ihre ersten Bücher und machte dann ihre Leidenschaft zum Beruf. Emily Rudolf lebt und schreibt derzeit in Nürnberg​.“

( Quelle fischerverlage.de )

„Das Dinner“ von Emily Rudolf

Ein Psychothriller erschienen bei FISCHER Scherz am 29.01.2025

ISBN 978-3651025158

464 Seiten

Klappenbroschur

Auch als Ebook und Hörbuch erhältlich

www.fischerverlage.de

* ausgeliehen über Prime Reading *

„Grüne Mark und Weißer Tod“

Rezension 449

„Grüne Mark und Weißer Tod“ von Gudrun Wieser

Worum geht es?

Rezension
Copyright Emons Verlag

„Ein raffinierter Streifzug durch das historische Graz und den sagenumwobenen Wienerwald. Graz, 1897. Eine Reihe ungewöhnlicher Morde stellt den jungen Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum und seinen Freund Dr. Titus Pyrner vor ein Rätsel. Was hat es mit den seltsamen Botschaften auf sich, die bei den Opfern gefunden werden, und welche Bedeutung haben die blauen Glasscherben? „„Grüne Mark und Weißer Tod““ weiterlesen

„Die Schlange von Sirmione“

Rezension 439

„Die Schlange von Sirmione“ von Isabella Archan

Worum geht es?Rezension

„Edwina Teufel, eigentlich Chefinspektorin aus Wien, macht gerade Auszeit am Gardasee. Die Zornnatter, wie sie aufgrund ihrer Wutausbrüche im Kollegenkreis genannt wird, will nach einem Zusammenbruch das Dolce Vita genießen. Ohne Beschäftigung geht es aber nicht, deshalb hilft sie im Fundbüro von Sirmione aus. „„Die Schlange von Sirmione““ weiterlesen

„Master Piece – Wenn Schatten auferstehen“

Rezension 435

„Master Piece – Wenn Schatten auferstehen“ von Nicolai Tegeler und Valeska Réon

Worum geht es?

Rezension
Copyright Pinguletta Verlag

„Zwei Leichen liegen vor der majestätischen Kulisse des Rijksmuseums, drapiert in einer makabren Nachstellung des berühmten Gemäldes »Die Verkündigung« von Jan van Eyck. Ein Anblick, der die Stadt in ein Meer aus Angst und düsteren Erinnerungen an die Bibelkiller-Morde von einst taucht. Kommissar Stijn van der Rijns und sein Partner Henk Peeters sehen sich plötzlich mit einem Fall konfrontiert, der für beide tief in das eigene Leben schneidet. „„Master Piece – Wenn Schatten auferstehen““ weiterlesen