Rezension 397
„Der Bulle von Hamburg“ von Ben Westphal
Worum geht es?

„Der ehemalige Rauschgiftfahnder Gerd Sehling ist jetzt Coach für Deeskalation, denn Ruhestand ist gar nichts für ihn. Eines Tages fehlt in einem seiner Kurse ein Schüler, was ihm Anlass zur Sorge gibt. Auf der Suche nach seinem Schützling gerät Sehling zwischen die Fronten: auf der einen Seite seine ehemaligen Kollegen vom Dezernat und auf der anderen ein in Hamburg aktiver Drogenring. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt …“
( Quelle Klappentext zu „Der Bulle von Hamburg“ von Ben Westphal )
Meine Meinung:
Gerd kann es einfach nicht lassen! Getreu dem Motto „einmal Bulle, immer Bulle“ mischt er auch jetzt wieder mit, als sein Schützling Kevin aus der Deeskalationsgruppe nicht auftaucht. Gerd wittert direkt kriminelle Energie und begibt sich auf die Suche nach Kevin. Zeitgleich geschehen auch noch andere kriminelle Delikte in Hamburg, deren Fäden am Ende zusammenlaufen…
Also, ich muss sagen, „Der Bulle von Hamburg“ hat es wirklich in sich 🙂 So temporeich, so spannend – am Anfang jedoch etwas verwirrend, bei all´ den Namen/Personen, die vorkommen 😉 Aber das hat sich schnell gelegt.
Zuerst möchte ich noch das tolle Cover erwähnen: Ich liebe ja die generelle Aufmachung der Bücher des Emons Verlages! Man erkennt gut Hamburg mit der Elbphilharmonie am linken Rand und bei diesem puddle picture musste ich doch glatt an einen Emons-Kollegen von Ben denken 😉 Na, wen meine ich wohl? 🙂
Nun denn, wir begleiten den Ermittler Tom Dobrowski und seinen ehemaligen Kollegen Gerd Sehling nur über einen Zeitraum von 2 Tagen. Aber in denen passiert so wahnsinnig viel! 🙂
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht verschiedenster Personen und in der Gegenwartsform, also quasi in der Echtzeit. Man erlebt alles live mit: Jeden Funkspruch, jedes Telefonat, jeden Einsatz… So, wie es wirklich sein kann, wirklich ist. Der Vorteil des Lesers ist: Er weiß natürlich viel mehr als die ermittelnde Polizei 😉 Warum der Autor so detailreich schreiben kann? Nun, das liegt daran, dass Ben Westphal im Hauptberuf nicht Autor ist, sondern selber Rauschgiftfahnder in Hamburg! 🙂
Dadurch, dass man quasi live dabei ist, also wie ein Schatten die agierenden Figuren begleitet, und das Buch überwiegend aus Dialogen/Gesprächen besteht, ist es nicht ganz so flüssig zu lesen, aber daran gewöhnt man sich rasch. Es ist eben das Besondere an diesem Kriminalroman, dass man mittendrin ist statt nur dabei 😉
Auch die Charaktere im Buch sind ( vermutlich ) sehr nah an der Realität; sie sind wirklich gut gezeichnet und absolut authentisch.
Wie schon im ersten Band von und mit Tom Dobrowski und Gerd Sehling, kann es der pensionierte Ermittler es nicht lassen, sich einzumischen, auch wenn er es nur gutmeint 😉 Er kann einfach nicht anders, was allerdings zu großem Unmut bei seiner Frau Dörte und auch bei der hiesigen Staatsanwältin führt. Man muss ihm aber zu Gute heißen, dass er maßgeblich zur Aufklärung der Verbrechen beiträgt.
Um mal ganz nach hinten im Buch zu springen: Ich fand den Epilog sehr beeindruckend, der gleichzeitig ein Nachruf auf den Ermittler Günter Lemke ist. Ich vermute mal, dass der junge Praktikant, von dem die Rede ist, Ben Westphal selbst ist und Günter „Günni“ Lemke sein Chef/Mentor war. Dieser sagte zu Ben: „(…)Du wirst Hamburg niemals drogenfrei bekommen, also lerne, mit dem zufrieden zu sein, was wir erreicht haben, und erfreu dich an unserer spannenden Arbeit, die niemals ein Ende finden wird.“
Das kann natürlich schon recht frustrierend sein, dies zu wissen; gleichzeitig ist es aber auch eine Kampfansage an all´ die Drogenkartelle, sich nie zu sicher zu sein, denn am Ende landet jeder vor dem / seinen Richter…
Ich fand „Der Bulle von Hamburg“ sehr spannend und mega interessant; was ich da alles über Drogen gelernt habe… 😉 Aber mal Spaß beiseite, lasst die Finger von dem Zeug! ´Macht euch nur kaputt. Aber mal ein wenig hinter die Kulissen geguckt zu haben, war schon cool!
Von mir bekommt dieser erstklassige Kriminalroman
5 und eine Leseempfehlung für alle, die mal ein Blick in die reale Polizeiarbeit werfen wollen! 🙂
Über den Autor:
„Ben Westphal, 1981 in Hamburg geboren, machte nach dem Abitur eine Ausbildung als Kriminalbeamter. 2006 wechselte er ins Rauschgiftdezernat. Einige Jahre später begann er, Rauschgift-Krimis mit Hamburg-Bezug zu schreiben – und was als einmaliges Pensionsgeschenk für einen Kollegen begann, wurde zu einer Leidenschaft fürs Schreiben.“
( Quelle Emons Verlag )
„Der Bulle von Hamburg“ von Ben Westphal
Ein Kriminalroman erschienen im Emons Verlag am 21.03.2024
ISBN 978-3740821036
368 Seiten
Taschenbuch
Auch als Ebook erhältlich