„Wild wuchern“

Rezension 428

„Wild wuchern“ von Katharina Köller

Worum geht es?

Copyright Penguin Randomhouse

„Marie rennt panisch einen Berg hinauf. Auf der Flucht vor einer Welt, in der vieles aus dem Lot geraten ist, sucht sie Schutz bei ihrer Cousine Johanna. Ausgerechnet bei Johanna, die seit Jahren wie eine Eremitin auf einer entlegenen Tiroler Alm lebt. Marie und Johanna, sie könnten nicht unterschiedlicher sein: die scharfzüngige Wienerin, Luxusgeschöpf aus einer Luxuswelt, zugleich verwöhnt und verachtet von Ehemann Peter – und das »wilde Tier im Körper von einem Menschen« (Marie über Johanna), das beim Erwachsenwerden scheinbar die Sprache verloren und die Gesellschaft hinter sich gelassen hat. Für die beiden Frauen beginnt ein ungewöhnliches Kräftemessen, ein Ringen um ihr Selbstverständnis, aber auch um einen gemeinsamen Weg.“

( Quelle Klappentext zu „Wild wuchern“ von Katharina Köller )

Meine Meinung:

Was zuerst bei diesem gar nicht mal so dicken Buch, knapp 200 Seiten, auffällt, ist das originelle Cover, welches einen Frauenkopf zeigt, der auf dem Kopf steht. 😉 Ich finde, es passt sehr gut zu der gesamten Story. Wieso? Das erfahrt ihr am Ende der Rezension! 🙂

Das Buch erzählt die Geschichte zweier Frauen, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, aber durch ihre Vergangenheit und ihre inneren Konflikte miteinander verbunden sind.

Direkt zu Beginn des Buches erfahren wir, dass sich die Hauptfigur Marie auf der Flucht befindet. Vor was oder vor wem erfährt der Leser erstmal nicht. Aber etwas in ihrer Wiener Wohnung hat sie zutiefst erschüttert und sie dazu veranlasst samt blutiger Kopfverletzung zu fliehen. Aber wo kann sie nur hin? Sie erinnert sie an ihre Cousine Johanna, die sie ewig nicht mehr gesehen hat und die seit Jahren völlig zurückgezogen auf einer einsamen Alm in Tirol lebt. Dorthin zieht es sie.

Johanna ist zwar überrascht über Maries Auftauchen, dringt aber nicht in sie, um zu erfahren was passiert ist. Ihr ist klar, dass Marie mitten in der Nacht nicht auf einen Höflichkeitsbesuch vorbeigekommen ist. Allerdings wird diese direkt in die Arbeiten auf der Alm eingespannt; schließlich muss Johanna jetzt auch Marie durchfüttern, da kann sie als Dank mit anpacken…

Der Roman ist sehr fesselnd und spannend geschrieben, u.a. weil er in einem fließenden, österreichischem Erzählstil gehalten ist. Es gibt keine Kapitel, was ich eigentlich nicht mag. Dadurch gewinnt die Geschichte aber an Tempo, welches sich gegen Ende in einem wahren Sturm entlädt!

Überhaupt ist diese Story so energiegeladen! Man spürt die Spannungen zwischen den beiden Frauen, die erst nur spärlich miteinander reden und später Ungesagtes endlich aussprechen.  Durch die tollen Beschreibungen der Autorin können wir auch das Wetter auf dem Berg nicht nur sehen, sondern auch hautnah erleben! Diese Kräfte, die da walten, sind so unermesslich, so gewaltig – genau wie die Geschichte zwischen Marie und Johanna…

Beide reflektieren ihre Kindheit und Jugend, wobei wir als Leser nur in Maries Kopf schauen können; Johanna müssen wir, ebenso wie Marie, zuhören. Es hat mir gut gefallen, wie Katharina Köller die Vergangenheit und Gegenwart der beiden Frauen miteinander verbindet. Marie erinnert sich an ihre Jugend, in der jegliches Verhalten ihrerseits gutgeheißen und als normal angesehen wurde. Im Gegensatz zu Johannas ruhiger, zurückgezogener Art. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sie entscheidet, nicht mehr zu sprechen…

Niemand weiß genau, was eigentlich passiert ist. Es scheint aber auch niemand hinterfragt zu haben. So wie auch niemand hinterfragt, ob Marie in ihrem Leben glücklich ist…

Katharina Köller schreibt sehr direkt und kraftvoll, was die Szenen noch eindrucksvoller macht. Die beiden Protagonistinnen sind gut ausgearbeitet: Johanna mit ihrer ruhigen und stoischen Art, und Marie, die gehetzt wirkt, aber ihren Humor nicht verloren hat. Beider Leben wird auf den Kopf gestellt – damals wie heute! Ich konnte mich gut in beide Frauen hineinversetzen und habe beide auf ihre Art sehr sympathisch gefunden.

Da der Roman überwiegend auf der Alm spielt, gleicht das Geschehen einem poetischen Kammerspiel.  Katharina Köllers Sprache ist klar und lebendig, und durch den österreichischen Dialekt bekommt die Geschichte noch eine besondere Note. „Wild wuchern“ ist ein gesellschaftskritischer Roman und ist somit ein Buch, das im Kopf lange präsent bleibt. Und ich muss gestehen, es ist jetzt schon ein Jahreshighlight! 🙂

Wer gerne Geschichten liest, die sowohl emotional berühren als auch gesellschaftliche Fragen aufwerfen, ist mit „Wild wuchern“ bestens bedient.

Von mir bekommt es daher

5 / 5 Rezension

Jetzt Verfügbarkeit prüfen*[/su_button

Über die Autorin:

„Katharina Köller wurde 1984 in Eisenstadt, Österreich geboren, hat Philosophie und Schauspiel studiert und ist seit 2011 freiberuflich als Autorin, Schauspielerin und Theatermacherin tätig. 2020 erschien ihr Debütroman »Was ich im Wasser sah«, der mit dem Phantastikpreis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet wurde. Katharina Köller lebt mit ihrer Familie in Wien und Innsbruck.“

( Quelle Penguin.de )

„Wild wuchern“ von Katharina Köller

Ein Gegenwartsroman erschienen im Penguin Verlag / Penguin Randomhouse am 26.02.2025

ISBN 978-3328603924

208 Seiten

Hardcover mit Schutzumschlag

Auch als Ebook und Audible Hörbuch erhältlich.

www.penguin.de

„Wild wuchern“ wurde mir vom Bloggerportal von Penguin Randomhouse als Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert