Rezension 352
“Die Schattenmacherin” von Lilly Gollackner
Worum geht es?
“Das Jahr 2068: Sengende Hitze, überdachte Städte, rationiertes Wasser. Und keine Männer mehr. Eine mysteriöse Seuche hat sie vor Jahrzehnten dahingerafft. Nur künstliche Fortpflanzung sichert den Fortbestand der Menschheit. Ruth, langjährige Präsidentin dieser Welt, bereitet die Amtsübergabe an die junge Ania vor. Die Junge möchte die Männer mit allen Mitteln zurückholen. Ruth stemmt sich dagegen, und sie hat gute Gründe. Der Generationenkonflikt zwischen den Frauen um Ressourcen, Macht und Identität stellt beide vor schicksalhafte Entscheidungen.”
( Quelle Klappentxt zu “Die Schattenmacherin” von Lilly Gollackner )
Meine Meinung:
Ich hatte zu Beginn schon so meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Diese Sprache, diese Emotionslosigkeit…Natürlich verstand ich irgendwann, dass dies Absicht war, dennoch war es nicht leicht zu lesen.
Auch wusste ich nicht genau, wohin das Ganze führen sollte. Erst ab der Mitte des Buches kam Bewegung in die Geschichte, spürte man es Brodeln unter der cleangehaltenen Oberfläche eines von Frauen geleiteten Regimes.
Und dann wurde es richtig spannend! 🙂
Die Idee, sich eine Welt in der nahen Zukunft vorzustellen, in der nur noch Frauen leben, ist sehr reizvoll. Männer, oder wie sie hier genannt werden “Androtoken” braucht man nicht, schließlich versteht man sich hervorragend auf künstliche Befruchtung. Denn Spermien sind ausreichend vorhanden, diese wurden nach der großen Seuche beiseite geschafft, und man kommt auch ohne das “starke Geschlecht” wunderbar zurecht. Vielmehr zu schaffen macht einem die große Hitze (man kann nur wenige Minuten ungeschützt raus) und der Wassermangel! Wasser wird streng rationiert und dessen Aufnahme kontrolliert.
Aber mal im Ernst, so ein Haufen geballter Frauen-Hormone, die da aufeinandertreffen, das kann nicht auf immer und ewig gutgehen, ich sag nur Zickenalarm! Denn genauso fühlt es sich ein wenig beim Lesen an, nur niveauvoller!
Denn selbst wenn man wie Ruth alles unter Kontrolle hat, Intelligenz, Klugheit und Denkvermögen sind noch vorhanden und werden von Ania, der zukünftigen Nachfolgerin von Ruth, auch eingesetzt. Diese fängt an Fragen zu stellen, zu hinterfragen und sich aufzulehnen. Aber so hatten sich Ruth und Pola das nicht vorgestellt…
“Die Schattenmacherin” ist irgendwie ein dystopischer Roman, aber auch ein wenig Fantasy oder Utopie. Die Vorstellung “Was wäre wenn…?” hat die Menschheit schon immer gereizt! Interessant ist, was unserer Geschichte voraus geht. Die “Seuche”, die die Männer dahingerafft hat, aber alle Frauen hat überleben lassen – ist sie Virusbedingt? Ein genetischer Defekt? Menschengemacht? Gegen Ende erfahren wir mehr…Was wir aber nicht erfahren, ist, ob dies ein weltweites Problem oder nur auf ein bestimmtes Areal begrenzt ist.
Trotz meiner persönlichen Probleme am Anfang hat das Buch mich am Ende doch noch fesseln können. Die Charaktere waren auch sehr gut ausgearbeitet und optimal auf die Verhältnisse im Jahr 2068 zugeschnitten. Ich kann jetzt nicht sagen, dass mir eine von denen sympathisch war, dafür waren sie viel zu kühl, aber dennoch kann ich sagen, sie waren gut getroffen. Die Sprache, derer sich Lilly Gollackner bedient, ist gewöhnungsbedürftig, aber nach einer gewissen Zeit hat man sich auch dran gewöhnt.
Die Auflösung hat mich überrascht und das gesamte Buch nochmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten lassen. Die Autorin hat die Geschichte, so ungewöhnlich sie auch ist, von vorne bis hinten gut ausgearbeitet, auch wenn in meinen Augen nicht alles schlüssig war ( für die Geschichte an sich auch nicht von Belang ).
Nun, und die Moral von der Geschicht´? Ohne Männer geht es nicht? Vielleicht! Vielleicht auch nicht? 😉
Ich frage mich, ob das Buch auch mit einer reinen Männerwelt funktionieren würde?!
Jedenfalls ist “Die Schattenmacherin” von Lilly Gollackner ein Buch, über das man noch eine Weile nachdenkt. Ich nehme auf jeden Fall daraus mit, dass es nur gemeinsam funktionieren kann und zwar alles!
Das Cover des Buches finde ich übrigens sehr schön. Für mich stellt der Kreis die Sonne dar, die sengend heiß auf die Erde strahlt. Oder stellt er die Erde selbst dar? Zu erwähnen ist auch, dass das Buch auch unter seinem Schutzumschlag sehr schön gestaltet ist. Hätte auch ohne Schutzumschlag gut funktioniert!
Von mir bekommt das Buch
4 !
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“Lilly Gollackner, geboren 1978, aufgewachsen in Hallwang bei Salzburg. Journalistin, Autorin und Mediencoach. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien. Für ihre journalistische Arbeit erhielt sie u. a. den Journalismuspreis „von unten“ für den Beitrag „Arm und Reich in Österreich“, den Prälat-Leopold Ungar-JournalistInnenpreis und die New York Festival Gold World Medal für die Dokumentation „Schluss mit Schuld“.
( Quelle Kremyr & Scheriau )
“Die Schattenmacherin” von Lilly Gollackner
Ein Roman erschienen bei Kremayr & Scheriau am 06.03.2024
ISBN 978-3218014243
192 Seiten
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag