Rezension 314

Mika im echten Leben” von Emiko Jean

Aus dem Englischen von Charlotte Lungstrass-Kapfer

Worum geht es?

“Mika Suzukis Leben ist eine ziemliche Katastrophe: Ihre letzte Beziehung ist implodiert, für ihre Eltern ist sie eine ständige Enttäuschung und vor Kurzem wurde sie auch noch gefeuert. Doch ein Anruf ändert plötzlich alles: Ihre 16-jährige Tochter Penny, die sie als junges Mädchen zur Adoption freigeben musste, meldet sich überraschend und möchte ihre leibliche Mutter kennenlernen.

Doch Mikas Leben ist alles andere als präsentabel und so erfindet sie spontan einige neue Aspekte hinzu, malt ihren Alltag in den schillerndsten Farben, erfindet einen gutaussehenden Freund, eine stylische Wohnung. Doch als Penny ihren Besuch ankündigt, gerät Mika in Panik. Wo soll sie das wundervolle Leben, von dem sie erzählt hat, nur herbekommen …”

( Quelle Klappentext zu “Mika im echten Leben” von Emiko Jean )

Meine Meinung:

Das Cover zum Buch ist, obwohl es recht einfach gehalten wurde, ein Eyecatcher! Die eine Hälfte in Gelb, die andere in Violett. Genau in der Mitte, geteilt durch die Verbindungslinie, eine junge Frau, vermutlich Mika: Eine Hälfte verkörpert die moderne Amerikanerin, die andere die Japanerin. Oder: Die eine Hälfte zeigt die erfundene Mika, die andere die wahre! Oder noch eine weitere Variante: Die eine Hälfte zeigt Mika vor ihrer Begegnung mit ihrer Tochter, die andere danach! Hier gibt es auf jeden Fall viel Interpretationsfreiraum! 😉

Gestaltet ist das Buch als Klappenbroschur, was ich persönlich immer sehr schön schön finde! Ein guter Kompromiss zwischen Taschenbuch und Hardcover.

Nun aber zum Buch an sich:

Die Geschichte um eine junge Frau, die in jungen Jahren ihr Kind zur Adoption freigegeben hat und dieses Kind sich dann 16 Jahre später bei ihr meldet, ist sicherlich kein Novum, aber in der vorliegenden Geschichte von Emiko Jean wunderschön verpackt worden, ergänzt mit humorvollen, traurigen, ernsten und nachdenklichen Situationen.

Die Charaktere, die geschaffen wurden, fand ich überwiegend überzeugend. Sympathisch fand ich nicht alle, aber das muss ja für eine gute Geschichte auch nicht immer sein. Mika als Protagonistin war super! Quirlig, sympathisch, chaotisch – aber das Herz immer am rechten Fleck! Auch ihre beste Freundin Hana und ihre anderen Freunde sind wirklich toll ausgearbeitet! Ebenso Mikas Tochter Penny, deren Vater Thomas, Mikas Eltern – ebenfalls sehr authentisch! Einzig Laif, Mikas Ex-Freund, empfand ich als zu künstlich und trotz seiner ihm anvertrauten Rolle irgendwie überflüssig! Und dennoch, alle Figuren sorgten dafür, dass uns Lesern eine Geschichte dargeboten wurde, die nur so strotzt vor Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen und die man nicht so schnell aus der Hand legen möchte! 🙂

Im Prinzip ist die Geschichte zweigeteilt: In der ersten Hälfte präsentiert Mika ihrer Tochter ein Leben, das es so nicht gibt, Mika aber gerne gehabt hätte. Das so etwas nicht lange gutgeht, liegt auf der Hand! In der zweiten Hälfte des Buches geht es dann darum, ihren Fehler wieder gutzumachen, wieder Vertrauen aufzubauen und vor allen Dingen ihr Selbstbewusstsein zu stärken! Aber nicht nur Mika hat einiges zu lernen, auch Penny selbst natürlich, deren Vater und auch Mikas Mutter!

Es war toll Mika dabei zuzusehen, wie sie anfing ihr Leben komplett zu verändern, weil sie nicht anders konnte und ihrer Tochter am Telefon ihr Leben in den buntesten Farben beschrieb, es aber eigentlich eher trist und grau ist. Ihre ganzen Freunde zog sie mit in dieses Konstrukt, aber es haben wirklich alle mitgemacht, was man ihnen hoch anrechnen muss! Letztendlich ist es Mikas Mutter Hiromi, die dieses Konstrukt zum Einsturz brachte! Man muss dazu sagen, dass Hiromi ebenfalls ein Päckchen, aber eines ganz anderer Art mit sich herumschleppte, welches immer wieder zu Konflikten mit ihrer Tochter Mika führte. Aber eigentlich muss man ihr dankbar sein, denn wer möchte schon eine neu gewonnene Mutter-Tochter-Beziehung auf einer Lüge aufbauen? Und so beschäftigt sich die zweite Hälfte des Buches mit der Aufarbeitung des Geschehens und mit dem vorsichtigen wieder aufeinander Zugehen. Neben dieser wunderbaren Geschichte geschehen aber noch weitere wunderbare, welche ich hier aber nicht weiter ausführen möchte, denn ein paar Überraschungen sollen euch noch verborgen bleiben! 😉

Es war toll, als Leser Teil dieser Story sein zu dürfen! Jede Emotion Mikas bekommt man voll ab! Man litt mit ihr und freute sich mit ihr! Und manchmal wollte man sie einfach nur anschreien und sagen: “Hör auf mit dem Scheiß! Hör auf, deine Tochter und dich zu belügen!” Und am Ende des Buches möchte man liebsten die Taschentuchpackung herumreichen, weil man selbst nicht aufhören kann zu weinen! 😉

“Mika im echten Leben” von Emiko Jean hat mir richtig, richtig gut gefallen. Ich bin ehrlich, im Buchladen hätte ich es mir eventuell angeschaut, aber wahrscheinlich nicht gekauft! Warum? Weil ich gedacht hätte, es würde eher in den Bereich Jung Adult fallen und eine seichte Story enthalten! Dem ist aber nicht so!! 🙂 Es ist ein Buch für alle, die etwas wunderschönes, trauriges, humorvolles und etwas zum Nachdenken lesen wollen! Dies ist ein All Ager ab ca. 16 Jahren, wenn man so will! 😉 Aber Vorsicht: Taschentuchalarm!!!… 🙂

Von mir bekommt diese herzergreifende Geschichte wunderbare

5 !!! 🙂

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Über die Autorin:

“Emiko Jean ist eine vom unabhängigen Buchhandel in den USA als Indie Next Pick ausgezeichnete Jugendbuchautorin. Sie lebt in Washington State mit ihrem Mann und ihren Kindern (liebreizende Zwillinge). Und, ja, sie liebt den Regen dort.”

( Quelle dtv )

Über die Übersetzerin:

“Die Liebe zu Büchern und Sprache brachte Charlotte Lungstrass-Kapfer auf ziemlich direktem Weg zum Übersetzen, sodass sie heute ihre Tage (und manchmal auch Nächte) damit verbringt, Vertreter ihrer Lieblingsgenres Fantasy und Krimi in ein deutsches Gewand zu kleiden. Sie lebt mit Mann, Kind und diversen Haustieren in der Nähe von München. Einblick in ihre Arbeit gibt sie (wenn sie es nicht vergisst) auf Instagram: @clkpages.”

( Quelle dtv.de )