“Das verschlossene Zimmer”

Rezension 199

“Das verschlossene Zimmer” von Rachel Givney

aus dem Englischen von Ute Leibmann

Worum geht es?

Copyright Bastei Lübbe Verlag
“Wie viele Geheimnisse erträgt eine Familie?
Krakau, im Frühjahr 1939. Alle Zeichen stehen auf Krieg, denn das Deutsche Reich treibt seine Angriffspläne auf Polen unbarmherzig voran. Die junge Marie aber beschäftigen ganz anderen Fragen: Wer ist ihre Mutter? Warum verschwand sie, als Marie ein Kleinkind war? Und warum verweigert ihr Vater, ein renommierter Arzt, jedes Gespräch über sie? Als sie die Ungewissheit nicht mehr aushält, entschließt Marie sich zu einem drastischen Schritt.

Marie zog eine Haarnadel aus ihrem blonden Haar. Bisher verfügte sie über keinerlei Erfahrungen als Einbrecherin, doch Olaf, ein ortsansässiger Tunichtgut, der zusammen mit ihr in der Straßenbahn zur Schule fuhr, hatte sich ihr gegenüber in dieser Woche damit gebrüstet, dass es ein Leichtes sei, ein Schloss mit einem schmalen Metallstück aufzubrechen. “Einfach nur reinschieben und ein bisschen hin und her ruckeln”, hatte er geprahlt.
Marie musterte den Messingdraht und lächelte. In der Regel sahen die Leute in einer Haarnadel nur ein Accessoire, mit dem man seine Frisur bändigen konnte. Marie sah darin etwas anderes – einen Schlüssel.
 
Als Marie das Zimmer ihres Vaters aufbricht und durchsucht, riskiert sie, dadurch sein Vertrauen zu verspielen. Doch sie hat keine andere Wahl: Sie muss wissen, was aus ihrer Mutter wurde …”
( Quelle Bastei Lübbe Verlag )

Meine Meinung:

Dieses Buch hat mich magisch in seinen Bann gezogen! 🙂 Auch wenn es sich hier um eine fiktive Geschichte der Autorin Rachel Givney handelt, so sind die zeitgeschichtlichen Vorkommnisse wahr und gut recherchiert.

Mit ihrer bildhaften, sehr angenehmen Sprache – was selbstverständlich auch der guten Übersetzung von Ute Leibmann geschuldet ist – gelingt hier ein historischer Roman zur Zeit der polnischen Besetzung durch Deutschland, in welchem eingebettet die Geschichte der 17-jährigen Marie spielt. Eine junge, fast erwachsene Frau, die allein mit ihrem Vater in Krakau lebend, durchaus so etwas wie Narrenfreiheit bei ihm genießt, was für die damalige Zeit eher ungewöhnlich ist, aber sehr gut zum Buch passt und besser zu verstehen ist, hat man das Buch fertig gelesen!

Es handelt sich hier nicht um einen Krimi, aber oft ist das Buch  genau so spannend, schließlich gilt es ein Geheimnis zu lüften, das Geheimnis um Maries Mutter! Dafür bricht sie quasi in das Schlafzimmer ihres Vaters ein, denn er hält dieses Zimmer immer verschlossen! Warum? Auch der Umstand, dass sich Marie als Christin in einen jüdischen jungen Mann verliebt, zu einer Zeit, wo es immer gefährlicher wird, als Jude auf die Straße zu gehen,  lässt den Spannungsbogen kaum abflauen!

Toll fand ich die Rückblenden in die Zeit als Marie geboren wurde. So wird zumindest dem Leser nach und nach offenbart, was sich damals zugetragen hat und wie es dazu kam, dass Marie bei ihrem Vater aufwächst. Für mich als gelernte PTA* besonders interessant: die Apotheke! 🙂 Aber psst, mehr verrate ich nicht! 😉

Die Handlungen der Protagonistin mögen für manche recht gewagt erscheinen, schließlich befinden wir uns in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und nicht in 2022! Aber ich denke, das fällt unter die Rubrik `künstlerische Freiheit´ und stört weder den Lesefluss noch den Leser – also mich in dem Fall! 😉 Vielmehr wird dadurch deutlich, welche Stärke und Mut Marie an den Tag legt!

Das zeitgeschichtliche Geschehen ist sehr gut wiedergegeben worden und auch glaubhaft! Erschreckend ist für mich natürlich im Moment, dass 2000km von hier ebenfalls gerade ein Krieg begonnen hat, dadurch fühlt sich das Gelesene noch plastischer, noch realistischer an!…

Also, rundum ist “Das verschlossene Zimmer” ein starkes Buch mit einer starken Protagonistin, einem unglaublichen Geheimnis, dessen Auflösung einem die Luft zum Atmen nimmt, einem starken Glauben an die Liebe und Hoffnung! Die Geschehnisse hallen definitiv nach und haben mich sehr ergriffen!…

Das Buch endet am 01. September 1939 – dem Beginn des Zweiten Weltkrieges.

5 !!!

* Pharmazeutisch-technische Assistentin

 

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Über die Autorin:

“Rachel Givney hat als Drehbuchautorin schon an vielen der beliebtesten australischen TV-Serien mitgewirkt, u. a. bei McLeods Töchter. Nach längeren Aufenthalten in den USA, Großbritannien und Deutschland lebt die gebürtig Australierin heute wieder in Sydney. Für Secrets My Father Kept reiste sie aber mehrfach für Recherchen nach Polen. Die Filmrechte ihres ersten Romans, der Jane-Austen-Komödie Jane in Love, wurden von einem großen Streamingdienst optioniert. Derzeit arbeitet Rachel Givney am Drehbuch hierzu – und an ihrem nächsten Roman.”

( Quelle Bastei Lübbe Verlag )

“Das verschlossene Zimmer” von Rachel Givney

Originaltitel: Secrets my father kept

ein Roman erschienen im Bastei Lübbe Verlag am 25.02.2022

ISBN 978-3785727867

544 Seiten

Hardcover

auch als ebook und Hörbuch erhältlich

www.rachelgivney.com

“Das verschlossene Zimmer” von Rachel Givney wurde mir von der Bloggerjury des Bastei Lübbe Verlags als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

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