“Papierkinder”

Rezension 337

“Papierkinder” von Julia Kröhn

Worum geht es?

Copyright Blanvalet Verlag / Penguin Bücher

“Berlin 1874: Im Armenhaus von Steglitz retten zwei Mädchen einen vernachlässigten Säugling vor dem Hungertod. Obwohl sie in einer harten, mitleidslosen Welt aufwachsen, eint sie die feste Überzeugung, dass jedes Kind wertvoll ist. Es ist der Beginn einer tiefen Freundschaft – und zugleich einer Bewegung, die unermüdlich Verständnis und Liebe, Respekt und Schutz für Kinder einfordert. Mutige, tatkräftige Frauen schließen sich ihr an. Und sie alle sind erst am Ziel, als 1924 in der Schweiz ein ganz besonderes Papier unterzeichnet wird: die erste Kinderrechtserklärung.”

( Quelle Klappentext zu “Papierkinder” von Julia Kröhn )

Meine Meinung:

Der Sozialistin Emma Döltz, der Montessori-Lehrerin Clara Grunwald und der Wohltäterin Eglantyne Jebb ist es zu verdanken, dass 1924 die »Genfer Erklärung« verabschiedet wurde – die Grundlage für die UN-Kinderrechtskonvention von 1989.

( Quelle Blanvalet Verlag / Penguin Bücher )

Dieses 560 Seiten starke Buch ist gegliedert in 3 Teile, die sich jeweils einer der drei Frauen widmet, die an der Entwicklung und Umsetzung der Kinderrechte maßgeblich beteiligt waren.

Teil 1 befasst sich mit der Geschichte von Emma Döltz und den Jahren 1874-1905, Teil 2 mit Clara Grunwald und den Jahren 1910-1920 und Teil 3 mit Eglantyne Jebb und den Jahren 1920-1925. Eingewoben in den historischen Kontext wurde die Geschichte der Familie Albrecht und die Freundschaft der Frauen dieser Familie zu den relevanten Persönlichkeiten in diesem Buch. So erhält der Leser nicht nur eine Menge Wissen zur Entstehung der Kinderrechte, sondern erfährt in diesem Roman auch eine wunderbare Geschichte über starke Frauen, die trotz widriger Umstände ihr Leben meistern und ihren Idealen folgen!

Wie bereits im Klappentext zu lesen, hat Emma Döltz schon früh ein Gespür für die Bedürfnisse von kleinen Kindern gehabt. Und auch Jahre später sind sich die Dichterin Emma und ihre Freundin Mathilda einig, dass Kinder und auch (werdende) Mütter als viel mehr schützenswert gelten müssen. Während hingegen Emma diesen Weg weiter verfolgt und auch Kontakt zu Ottilie Baader knüpft, hat das Leben für Mathilda einen anderen bereit gehalten…

Mathildas Ehe steht unter keinem guten Stern und schon bald muss sie sich als Alleinerziehende mit 3 Kindern durchschlagen. Nachdem ein Unglück die Familie ereilt, bricht das Familiengefüge vollends zusammen. Mathildas Tochter Ida hadert mit der familiären Situation und entscheidet sich – sie ist noch keine 10 Jahre alt! – ihrer eigenen Wege zu gehen…Sie hat Glück, dass sie über Umwege in der Klasse von Clara Grunwald landet, die sie wie eine eine Tochter großzieht und maßgeblich Einfluss auf ihr Leben hat…

Der letzte Teil des Buches schaut auf Mathildas zweite Tochter Marianne, die nun Ariane heißt. Als “Tochter” eines wohlhabenen Paares heiratet sie ihre große Liebe und fehlt es ihr an nichts. Ein Schicksalsschlag – es ist Krieg! – lässt aber auch ihr Familiengefüge zusammenbrechen und auch sie muss nun schauen, wo ihr Platz in dieser Welt ist…

Eingerahmt wird diese historische Geschichte von einem Prolog und Epilog, die im Herbst 2023 angesiedelt sind. Dort wird auf den “Geburtstag” der Kinderrechte hingewiesen und am Ende der Roman herrlich rund abgeschlossen!

Julia Kröhn hat mit ihrem Buch “Papierkinder” einen sehr aktuellen Roman geschrieben. Und es ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Kinderrechte bald 100 Jahre alt werden, wo wir noch stehen und wo noch viel Arbeit nötig ist!

Der Roman liest sich sehr leicht und Julia Kröhns Art zu schreiben fesselt einen an jede Seite, an jedes Wort! Es war ein Genuss und eine Freude diese Geschichte zu lesen! 🙂 “Papierkinder” ist natürlich kein Spaßroman. Und auch, wenn manche Passagen traurig oder bedrückend waren, so spürte man immer wieder die Kraft und Stärke und den Willen für Kinder Gutes tun zu wollen! Dieses Positive war sehr beeindruckend, zog sich aber durch das Buch bis in die Jetzt-Zeit, zu Nina, des kleinen Ludwigs Enkelin, die sich ebenso wie ihre Familie damals für Kinder stark macht!

Ich bin immer noch sehr beeindruckt und möchte noch viel mehr über die Heldinnen dieses Buches erfahren! Zum Glück gibt es ja das Internet! 😉

Also, wer waren die drei Frauen denn nun genau, um die es in diesem Roman geht, die sich im übrigen aber nie getroffen haben?

Emma Döltz war eine deutsche Frauenrechtlerin und Sozialreformerin, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aktiv war. Sie setzte sich insbesondere für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Frauen ein und engagierte sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Döltz war Mitbegründerin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und setzte sich für die Einführung von Mutterschutzgesetzen und den Schutz von Arbeiterinnen ein. Sie war eine wichtige Stimme in der deutschen Frauenbewegung und trug maßgeblich zur Verbesserung der Rechte und Bedingungen von Frauen bei.

Clara Grunwald war eine jüdische Lehrerin, der schon früh klar war, dass die herkömmliche Art Kinder zu unterrichten falsch ist. 1913 kam sie mit Maria Montessuris Werk Reformpädagokik in Berührung, lernte diese auch persönlich kennen und fortan kämpfte sie auf verschiedenen Wegen dafür, dass diese Art der Pädagogik in Schulen und Kindergärten angewendet wurde. Als jedoch der Zweite Weltkrieg ausbrach war es Clara Grunwalds wichtigste Aufgabe, jüdische Kinder und Familien außer Landes zu bringen und zu verstecken. Sie selbst verlor ihr Leben im KZ Auschwitz-Birkenau, ihr Werk und Tun lebt jedoch heute fort…

Eglantyne Jebb ist in England geboren und hat dort als Grundschullehrerin gearbeitet. Jedoch musste sie nach kurzer Zeit diese Arbeit aus gesundheitlichen Gründen ruhen lassen. Fortan widmete sie ihr Tun der Charity Organisation Society  und veröffentliche einen Bericht über Kinderarmut. Dies führte dazu, dass sie 1919 Save the Children gründete und dafür sorgte, dass am 26.9.1924 die Genfer Erklärung unterzeichnet wurde. Rechtsbindend war sie jedoch nicht. Dies geschah erst später im Jahre 1989, als die Kinderrechtskonvention von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde.

Dieses Buch ist ein MUSS und ich kann es nur jedem empfehlen zu lesen! 🙂

Von mir bekommt “Papierkinder” von Julia Kröhn

5 !!!

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Die Genfer-Erklärung:

  1. Das Kind soll in der Lage sein, sich sowohl in materieller wie in geistiger Hinsicht in natürlicher Weise zu entwickeln.
  2. Das hungernde Kind soll genährt werden; das kranke Kind soll gepflegt werden; das zurückgebliebene Kind soll ermuntert werden; das verirrte Kind soll auf den guten Weg geführt werden; das verwaiste und verlassene Kind soll aufgenommen und unterstützt werden.
  3. Dem Kind soll in Zeiten der Not zuerst Hilfe zuteil werden.
  4. Das Kind soll in die Lage versetzt werden, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und soll gegen jede Ausbeutung geschützt werden.
  5. Das Kind soll in dem Gedanken erzogen werden, seine besten Kräfte in den Dienst seiner Mitmenschen zu stellen.

Über die Autorin:

“Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte – teils unter Pseudonym – bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.”

( Quelle Blanvalet Verlag / Penguin Bücher )

“Papierkinder” von Julia Kröhn

Ein Roman erschienen im Blanvalet Verlag / Penguin Bücher am 18.10.2023

ISBN 978-3764508364

560 Seiten

Hardcover mit Schutzumschlag

Auch als Ebook erhältlich

www.penguin.de

“Papierkinder” von Julia Kröhn aus dem Blanvalet Verlag / Penguin Bücher wurde mir von Buchcontact als Rezensionsexemplar vermittelt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

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