„A Dark and Secret Magic“

Rezension 461

„A Dark and Secret Magic“ von Wallis Kinnney

Aus dem Englischen von Jasmin Humburg

Worum geht es?

Rezension
Copyright Kiwi Space Verlag

„Kate hat sich in ihrem abgelegenen Hexenhaus ein ruhiges Leben eingerichtet – doch als ihre Schwester sie bittet, das jährliche Halloween-Treffen ihres Zirkels auszurichten, beginnt ihr wohlgeordnetes Dasein zu wanken. Dann taucht Matthew auf, ein Mann aus ihrer Vergangenheit, der ein dunkles Geheimnis verbirgt: Er ist ein Anhänger der verbotenen Magie. „„A Dark and Secret Magic““ weiterlesen

„Rom sehen und nicht sterben“

Rezension 460

„Rom sehen und nicht sterben“ von Peter Wawerzinek“

Worum geht es?

Rezension
Copyright Penguin Verlag 7 Penguin Randomhouse

Der Schriftsteller Peter Wawerzinek erhält ein Stipendium an der Villa Massimo in Rom. Er will die Stadt erkunden und Inspiration für neue Texte sammeln, doch seine Pläne geraten durcheinander, als sich die Corona-Pandemie ausbreitet. Die Pandemie schränkt sein Leben ein, seine Technik versagt, und seine bereits geschriebenen Texte verschwinden.

Inmitten dieser äußeren und inneren Unordnung entdeckt Wawerzinek Anzeichen einer ernsten Erkrankung. Kurz darauf erhält er in Berlin von seinem Hausarzt, den er nur Min Skipper nennt, die Diagnose Krebs. Für 9 Tage reist er zurück nach Rom, um seine Angelegenheiten zu regeln. Und dann heißt es leben oder sterben…

Meine Meinung:

Ich bin ehrlich, nach dem Lesen der ersten Seiten dachte ich: Oh Gott, geht es das so jetzt das ganze Buch? Und dann noch ohne Kapitel??  Ich habe tatsächlich kurz gehadert, „Rom sehen und nicht sterben“ weiterzulesen. So ein Schreibstil ist mir bisher noch nie begegnet und ich wusste nicht, halte ich es durch, diesen auf über 200 Seiten zu ertragen?!…

Um euch zu beruhigen: Ja, ich habe durchgehalten! 🙂 Und gerade dieser spezielle Stil und Peter Wawerzineks prosaische Sprache, habe ich regelrecht liebgewonnen und ich bin froh und dankbar, dass ich dieses Buch lesen durfte! 🙂

Wawerzineks Stil ist wirklich unverwechselbar. Er bricht Sätze auf, lässt Satzzeichen aus, verwebt Gedankenfetzen zu einem rhythmischen Sprachfluss, fast schon stakkatoartig! Er gibt ganz gut den inneren Gemütszustand der Erzählerstimme wieder; seine Unruhe, die sich bereits bei der Ankunft in Rom Bahn brach! Seine Sprache ist bildgewaltig und manchmal eruptiv, manchmal zärtlich. In den norddeutschen Einsprengseln (Min Skipper) schimmert Humor durch, in den Wortspielen spürt man Humor und Lebenslust; sogar dort, wo Schmerz lauert. Wawerzinek schafft es, über Krankheit und Angst zu schreiben, ohne in Selbstmitleid zu verfallen. Stattdessen vermittelt er Leichtigkeit und manchmal sogar Komik, die den düsteren Stoff auflockert.

  „Weiß nicht, wo die Kirche mit dem Spiegel gelegen ist. Weiß nicht, wie sie heißt. Halte alles für möglich. Kann sein, ich habe sie nur geträumt, nie wirklich besucht. (…)Musst mir, was ich dir nun anvetraue, abkaufen, es hinnehmen, wie ich es Dir sage. Ohne mein Zutunschneidet sich der Spiegel in mein Flei sch, trennt schmerzlos/herzlos meinen Körper in zwei Hälften. Bekomme Zuwachs. Werde Zwilling. Wohne meiner Aufspaltung bei. (…) Ist nicht Wirrwarr, wovon ich rede. Ist Klarheit. Fühle Wärme und spüre dadurch erst die Kälte. Sind eins dort, wir beide.Bin Du, wie Du ich bist. Wissenbeide, wovon geredet wird, wenn wir zeitgleich schweigen. (…)“

( Quelle „Rom sehen und nicht sterben“, S. 101, Z. 1 ff. )

Das hier ist nur eine Stelle von zahlreichen, die so wunderschön geschrieben ist! Da weiß ich wieder, warum ich unsere Sprache, das Spiel mit ihr, so sehr liebe 🙂 Selbst Schreckliches, Unaussprechliches, bekommt ein geradezu liebevolles Kleid verpasst, mit Rüschen und Tand! 🙂

Aber jetzt mal zum Inhalt der Geschichte:

Im Zentrum des Romans steht Wawrzineks Krebserkrankung, bzw. seine Art, mit dieser Situation ummzugehen. Nämlich sich dem Leben zuzuwenden in all seiner Pracht, selbst wenn der Tod bereits greifbar nah ist! Rom ist dabei mehr als nur ein Schauplatz.  Wo Krankheit und Verlust drohen, zeigt die Stadt ihm Schönheit und Bewegung, die ihn zum Weiterleben drängen. Auch sein Körper spielt eine zentrale Rolle. Die zunehmende Entfremdung von ihm, dieses Fremde in ihm, das Gefühl, dass „der Körper nicht mehr ins Bild passt“, ist der Ausgangspunkt einer tiefen Selbstbegnung. Am Ende gelingt ihm aber beides, Schmerz und Zuversicht, Krankheit und positive Kreativität, in Einklang zu bringen…

„Rom sehen und nicht sterben“ liest sich wie ein literarisches Selbstgespräch, so als ob der Autor eine Postkarte mit langem Text bzw. einen sehr langen Brief verfasst hat. Das Buch verlangt Konzentration beim Lesen, belohnt aber mit Sätzen, die berühren (s.o). 🙂 Diese Mischung aus Poesie, Schmerz und Humor macht „Rom sehen und nicht sterben“ nicht zu einer Geschichte voller Angst im Angesicht des Todes, sondern zu einer Geschichte voller Lebenslust 🙂 Selbst die Liebe findet Einzug und wir alle wissen, Liebe kann Berge versetzen; Mut machen wo Aussichtslosigkeit herrscht. So zeigt sich, dass das Schreiben helfen kann zu verstehen, zu reflektieren, nicht zu verzweifeln, zu hoffen und zu heilen…

 

Von mir bekommt Peter Wawerzineks Roman, der mich erst wahnsinnig gemacht und dann in sein Innerstes gesaugt hat, der mir die Kunst des Schreibens und die Kraft des Überlebenswillens mit einer solchen Wucht um die Ohren gehauen hat 😉

5 / 5 Rezension !!!

Jetzt Verfügbarkeit prüfen*

Über den Autor:

„Peter Wawerzinek wurde unter dem Namen Peter Runkel 1954 in Rostock geboren. Er wuchs in verschiedenen Heimen und bei verschiedenen Pflegefamilien auf. Seit 1988 betätigt er sich neben vielem anderen als freier Schriftsteller, Regisseur, Hörspielautor und Sänger. Peter Wawerzinek hat zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen erhalten, u.a. Berliner Kritikerpreis für Literatur (1991), Hörspielpreis der Berliner Akademie der Künste (1993), Ingeborg-Bachmann-Preis und den gleichnamigen Publikumspreis (2010), Shortlist Deutscher Buchpreis (2010), Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (2024).“

( Quelle Penguin.de )

„Rom sehen und nicht sterben“ von Peter Wawerzinek

Ein Roman erschienen im Penguin Verlag / Penguin Randomhouse am 05.09.2025

ISBN 978-3328604051

224 Seiten

Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag

Auch als Ebook und Hörbuch erschienen

www.penguin.de

„Rom sehen und nicht sterben“ wurde mir vom Team Bloggerportal von Penguin Randomhouse als Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

„Die Johann Strauss Verschwörung“

Rezension 459

„Die Johann Stauss Verschwörung“ von Maria Jelenko

Worum geht es?

„Juni 1872: Johann Strauss steht am Höhepunkt seiner Karriere, „Tritsch-Tratsch-Polka“ und „Donauwalzer“ sind weit über seine Heimat hinaus bekannt. Aber der Erfolg hat auch Schattenseiten: Auf der Reise zum spektakulären Weltfriedensfest in Boston fühlt sich Strauss zunehmend beobachtet und verfolgt. Einbildung oder die intrige eines Besessenen? Als ein Mord geschieht, scheint sich das Netz um ihn zuzuziehen, doch dann taucht ein geheimnisvoller Beschützer auf. Kann Strauss ihm wirklich trauen, oder verbirgt auch er ein dunkles Geheimnis?“

(Quelle Klappentext zu „Die Johann Strauss Verschwörung“ von Maria Jelenko)

Meine Meinung:

Maria Jelenkos Roman „Die Johann Strauss Verschwörung“ ist ein gelungener historischer Kriminalroman, der nicht nur den Glamour, sondern auch die Schattenseiten des berühmten Walzerkönigs in den Mittelpunkt stellt. Neben einer spannenden Geschichte gelingt es der Autorin  aber auch den Zeitgeist einzufangen und diesen mit einem raffinierten Krimiplot zu verweben.

Die Geschichte spielt im Jahr 1872, als Johann Strauss Junior auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen ist. Er reist nach anfänglichen Bedenken nach Boston, um beim spektakulären Weltfriedensfest vor zehntausend Zuhörern zu dirigieren. Doch schon auf der Überfahrt mehren sich beunruhigende Zeichen. Merkwürdige Zwischenfälle, unheimliche Schatten und schließlich ein Mord. Zum Glück hat Strauss‘ Ehefrau Jetty einen geheimen Beschützer organisiert. Eigentlich um ihn vor Verehrerinnen zu schützen, mutiert er zu einer Art Leibwächter. Dieser „Leibwächter“ birgt aber auch ein Geheimnis, hinter dass Strauss niemals kommen darf… An Bord befindet sich aber zum Glück auch ein britischer Kommissar, Feranelli. Gemeinsam mit Kingsley sorgen sie dafür, dass Strauss nichts geschieht…

Mir hat dieser Krimi richtig gut gefallen! Immerhin beruht die Handlung stellenweise auf wahren Begebenheiten, denn das Weltfriedensfest in Boston gab es wirklich und Johann Strauss spielte dort mit einem 1000 Mann starken Orchester und 100 Subdirigenten tatsächlich vor 30000 Zuhörern! Das ist vergleichbar mit einem ausverkauften Taylor Swift Konzert heute Auch die Präsidentschaftswahl findet im Buch Erwähnung. Die Ehefrau und die Tochter vom Präsidentschaftskandidaten Greeley, die im Buch bei der Überfahrt nach Boston ebenfalls an Bord sind, haben diese Reise tatsächlich unternommen.

Alle agierenden Figuren fand ich wirklich gut und besonders Francis Samuel Kingsley hatte es mir angetan. Er hat ein Geheimnis, welches ich hier nicht verraten möchte Aber es hat etwas mit der „Ella-Polka“ zu tun! Aber auch Strauss selbst wurde sehr fein gezeichnet. Er hatte Ängste, die sich in Panik vor dem Altern, vor dem Reisen und Höhen, vor dem Verarmen und vor öffentlichen Auftritten und Premieren äußerten. Er war als Mensch oft innerlich zerrissen, was im Kontrast zu seinen beschwingten und harmonischen Werken stand. Und diese Ambivalenz, dieser Gegensatz zwischen Glanz, Glamour und öffentlicher Popularität und seiner privaten Dunkelheit, seinen Panikattacken und Unsicherheiten bildet das Kernstück der Geschichte…

Der Roman lebt von Maria Jelenkos wunderbarem Schreibstil.  Mit sicherem Gespür für historische Details beschreibt sie das Wien des 19. Jahrhunderts ebenso überzeugend wie die Welt der Schifffahrt und der amerikanischen Metropolen. Die Sprache ist flüssig, bildhaft und ab und an sogar humorvoll. Ganz oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, Johann Strauss´ Musik zu hören, so gut wurden die entsprechenden Szenen wiedergegeben! Auch das Cover finde ich überaus gelungen und ich musste heute Morgen verwundert auflachen, als ich in meiner Tageszeitung auf einen Artikel zu Johann Strauss gestoßen bin, der genau dieses Bild zeigt:

Foto von Verena Breuer/ KSTA Medien 25.10.2025

Denn heute vor genau 200 Jahren wurde Johann Strauss Junior geboren!!!  🙂 Was für ein Zufall, dass ich ausgerechnet für heute diesen Blogbeitrag geplant hatte 😉

Nun aber weiter im Text:

Natürlich war ich, was den Täter anbelangt, auf der völlig falschen Fährte unterwegs Obwohl dieser schon zum Kreis der Verdächtigen gehörte

„Die Johann Strauss Verschwörung“ ist weit mehr als ein klassischer Kriminalroman. Es ist ein poetischer Blick auf eine historische Figur und ein Stück Musikgeschichte in literarischer Form. Maria Jelenko gelingt es, die Grenze zwischen Fakt und Fiktion so fließend zu gestalten, dass man als Leser nie sicher ist, wo die Wahrheit endet und die Erfindung beginnt.

Mit einem tollen Schreibstil, intensiver Atmosphäre und einem Gespür für die Zwischentöne der menschlichen Seele schafft Maria Jelenko ein Werk, das sowohl Krimifans als auch Musikliebhaber begeistert! Ein historischer Roman im Dreivierteltakt , der von mir

4-5 / 5    erhält!

Über die Autorin:

„Maria Jelenko wuchs in Wien und den USA auf und studierte Politikwissenschaft sowie Publizistik in Wien. Sie begann ihre berufliche Laufbahn bei einer Wirtschaftszeitung und in Kulturinstitutionen, bevor sie als Chefredakteurin die Online-Auftritte verschiedenster österreichischer Tageszeitungen aufbaute. Seit Herbst 2019 ist sie Chefredakteurin der »RegionalMedien Austria«. Die Autorin lebt in Wien, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.“

(Quelle emons-verlag.de)

„Die Johann Strauss Verschwörung“ von Maria Jelenko

Ein historischer Kriminalroman erschienen am 22.05.2025 beim Emons Verlag

ISBN 978-3740825058

288 Seiten

Taschenbuch

Auch als Ebook erhältlich

www.emons-verlag.de

„Die Johann Strauss Verschwörung“ wurde mir vom Emons Verlag als Rezensionsexemplar kostenfei zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine uswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

„Die Ausweichschule“

Rezension 457

„Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann

Worum geht es?

Rezension
Copyright Ullstein Buchverlage

„Am letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. „„Die Ausweichschule““ weiterlesen

„Und Federn überall“

Rezension 456

„Und Federn überall“ von Nava Ebrahimi

Worum geht es?

Rezension
Copyright Luchterhand Verlag / Penguin Randomhouse

„Nebel liegt über den Feldern und dem Kanal. Es ist, als ob der Winter nicht zu Ende gehen will in der kleinen Stadt Lasseren im Emsland. Hier auf dem platten Land ist jahrein, jahraus nicht viel los. Wer Arbeit sucht, kommt an Möllring nicht vorbei, dem riesigen Geflügelschlachthof am Stadtrand. Für eine Handvoll Menschen beginnt dieser Montagmorgen mit großen Erwartungen. „„Und Federn überall““ weiterlesen

„Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset“

Rezension 454

„Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset“ von Tine Dreyer

Worum geht es?

Rezension
Copyright Dumont Buchverlag

„Liv ist 48, Ehefrau, Mutter, Küchenplanerin und – nachdem ihre erste Hitzewallung eine tödliche Kettenreaktion ausgelöst hat: Mörderin. Jetzt schläft Liv nicht mehr nur wegen des Hormonmangels schlecht, sondern auch wegen ihrer Schuldgefühle. Aber sich stellen und ins Gefängnis gehen ist keine Option, immerhin muss sie sich um drei pubertierende Kinder und ihren Mann Jörn kümmern, und natürlich um Marlies und Werner, ihre betagten Schwiegereltern. Bleibt nur eins, um mit sich ins Reine zu kommen: Liv muss ihre Einstellung ändern, ein positives Mindset erarbeiten. „„Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset““ weiterlesen