“Die Kuratorin”

Rezension 233

“Die Kuratorin” von Norbert Maria Kröll

Worum geht es?

Copyright Kremayr & Scheriau

“Als Kuratorin eines renommierten Museums sorgt Regina Steinbruch für Aufsehen in der Kunstwelt. Sie ist Karrierefrau durch und durch; um ihre Ziele zu erreichen, geht sie rücksichtslos ihren Weg – flink vorbei an den verachteten männlichen Kollegen. Als Regina bei einem One-Night-Stand schwanger wird, gerät ihre Welt aus den Fugen,…… und selbst, als sie entscheidet, das Kind ihrer besten Freundin zur Adoption zu übergeben, findet sie nicht zur Ruhe. Baby Toms unwiderstehlicher Geruch bringt die knallharte Fassade der Kuratorin zum Bröckeln und Stück für Stück tritt ein empfindsamer und verletzlicher Mensch in Erscheinung.”

( Quelle Klappentext zu “Die Kuratorin” von Norbert Maria Kröll )

Meine Meinung:

Dieses Buch hat mich sofort angesprochen: Alleine schon das kunstvolle Cover, dazu der Titel, der sofort klarmacht, in welchem kulturellen Bereich die Geschichte spielt! Und ich wurde nicht enttäuscht, das Buch hat mich begeistert! Ach was, es hat mich umgehauen!! 🙂

Aber der Reihe nach 😉  :

Die Protagonistin in diesem Buch ist also Kuratorin. Sie hat sich diesen Posten hart erarbeitet und strebt zu noch mehr. Von ihren Kollegen, besonders den männlichen hält sie nicht allzu viel, nutzt sie viel mehr für ihre Zwecke. Als dann bei einem One Night Stand das Kondom reißt und sie in Folge dessen schwanger wird, gerät ihr strukturiertes und verplantes Leben ins Wanken. Wie kommt sie nur aus diesem Schlamassel wieder heraus? Dem Klappentext kann man bereits entnehmen, dass ihre beste Freundin ihren Sohn adoptieren wird, aber sind damit auch alle Probleme gelöst? Ist es wirklich so einfach?…

Regina Steinbruch ist ein sehr tougher Mensch, geraderaus und unterkühlt. Sie passt meines Erachtens hervorragend in die Künstlerszene, ebenso ihre lesbische beste Freundin Sue, die jedoch das pure Gegenteil von Regina ist: herzlich und lebensfroh! Ja, von lebensfroh kann bei Regina nicht wirklich die Rede sein, sie strahlt geradezu schwarze Frequenzen aus, denen man lieber nicht zu nahe kommt, um nichts abzukriegen! Was so in ihrem Kopf abgeht ist schon richtig schräg; wenn sie sich vorstellt, wie sie selbst auf makaberste Art und Weise ums Leben kommt…

Aber, und jetzt kommt es, im Laufe der Geschichte schmilzt diese Eishülle der Protagonistin und das macht ihr richtig Angst!! Sie fängt an zu fühlen, in ihr passieren Dinge, die sie nie für möglich gehalten hätte! War es richtig, ihren Sohn zur Adoption freizugeben? Wie kommt sie damit klar, ihn bei ihrer besten Freundin aufwachsen zu sehen? Hätte sie doch besser abgetrieben! Den Termin hatte sie schon…

Norbert Maria Kröll hat mit “Die Kuratorin” einen ganz fantastischen Roman geschrieben! Alleine die Thematik ist es schon wert, von einem besonders anspruchsvollen Buch zu sprechen! Aber sein Schreibstil ist der Wahnsinn!! 🙂 So etwas in der Art habe ich vorher noch nicht gelesen!! Ich bin wirklich begeistert und ich denke, dass ich mit “Die Kuratorin” mein bisheriges Jahreshighlight gefunden habe!! JUCHUH!!! 🙂

Es gab viele Textstellen, die ich markiert habe, Stellen, die ich krass fand oder heftig, aber auch schöne waren dabei! Und ich teile nun mit euch eine einzige Stelle, und zwar diejenige, die mich am meisten berührt hat:

“(…) Und noch ein Stückchen näher heran, bis meine Nasenlöcher seine Kopfhaut berühren, (…). Unglaublich. Der Geruch wirkt wie eine Droge, betäubt mich regelrecht für einige Sekunden. Was rede ich: Sein Geruch ist eine Droge! Und es ist nur ein kurzer Augenblick, aber er genügt. (…) Eine Mutter, ein Kind. Ist das nicht alles, was es gibt? Alles, was für ein zufriedenes Leben vonnöten ist? (…)”

( Quelle Textstelle Zitat Seite 197 aus “Die Kuratorin” von Norbert Maria Kröll )

Das Buch ist in zwei Teile unterteilt. Im ersten Teil lernen wir die Darsteller, wie ich sie jetzt mal nenne, kennen und wir erfahren von der Schwangerschaft und dem Gefühlschaos und dem zusammenbrechenden Lebenskonstrukt der Protagonistin.

Der zweite Teil beginnt mit Reginas hochschwangeren Bauch. Punkt. Nein, das ist natürlich noch nicht alles! Es geht natürlich um die Geburt, die Adoption, aber um noch viel mehr! Nämlich um die Stellung der Frau in der Kunstszene und wie Frauen mit Kindern oder Kinderwunsch beides, also Job und Beruf, unter einen Hut kriegen und dabei auch nicht finanziell ausgebeutet werden!

Jetzt könnte ich sagen: Ende gut, alles gut! Aber so leicht macht es Regina dem Leser nicht. Auch nicht Norbert Maria Kröll!

Für dieses bissige Buch mit Hang zur Satire, aber auch den widersprüchlichen Gefühlen einer ungewollten Schwangerschaft, bis hin zur Stellung der schwangeren Frau im Karrierebetrieb vergebe ich

ganz klare 5 !!!

Ihr Lieben, dieses Buch ist bestimmt nicht jedermanns –  oder jederfraus – Sache, aber dieses Buch verdient es gelesen zu werden! Sprachlich ist es einfach unfassbar gut und wer DAS an Literatur zu schätzen weiß, rennt morgen in die Buchhandlung seines Vertrauens und besorgt sich dieses Buch!

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Über den Autor:

Norbert Maria Kröll, geboren 1981 in Villach, lebt und arbeitet in Mödling und Wien. Studium der Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2017 erschien sein Debütroman „Sanfter Asphalt“, 2018 erhielt er den Förderpreis des Landes Kärnten und das Jubiläumsfonds-Stipendium der Literar-Mechana. Sein zweiter Roman „Wer wir wären“ wurde mit der Buchprämie der Stadt Wien ausgezeichnet. Für die Arbeit am Roman „Die Kuratorin“ wurden ihm das Wiener Literaturstipendium sowie der Theodor-Körner-Preis zuerkannt.”

( Quelle Kremayr & Scheriau )

“Die Kuratorin” von Norbert Maria Kröll

ein Roman erschienen bei Kremayr & Scheriau am 12.09.2022

ISBN 978-3218013369

304 Seiten

gebundenes Buch

auch als ebook erhältlich

www.kremayr-scheriau.at

“Die Kuratorin” wurde mir über Buchcontact als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung und Bewertung!

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