“Mein ziemlich seltsamer Freund Walter”

Rezension 361

“Mein ziemlich seltsamer Freund Walter”

Worum geht es?

Copyright Fischer Jugendbuch

“Lisa verbringt ihre Abende damit, den Weltraum nach extra­terres­tri­schem Leben abzusuchen. Aus gutem Grund, denn ihr Alltag auf der Erde ist nicht erfreulich: Ihre Eltern lassen sich kaum mehr von den Sofakissen unterscheiden, und in der Schule ist sie ein willkommenes Opfer für eigentlich alle. Als eines Nachts ein Raumschiff hinterm Haus landet, wirft die außerirdische Reisegruppe nur einen kurzen, angewiderten Blick auf die Erde und düst wieder ab. Nur einer bleibt: Klakalnamanazdt, von Lisa kurz Walter genannt.
Auf Walters Planet wird vor allem gekuschelt, gespielt und sich umeinander gekümmert. Kein Wunder, dass er hier alles höchst befremdlich findet. Kurzerhand beginnt er, in Lisas Leben aufzuräumen – bis sie auch ohne fremde Kräfte auf unserem überaus seltsamen Planeten Erde zurechtkommt.”

( Quelle Klappentext zu “Mein ziemlich seltsamer Freund Walter” )

Meine Meinung:

“Mein ziemlich seltsamer Freund Walter” wurde mir überraschenderweise vom FISCHER Verlag zugeschickt, worüber ich mich durchaus gefreut habe. Allerdings wusste ich nicht, ob dieses Buch etwas für mich ist…

Es handelt sich bei diesem Buch um einen Comic-Roman für Kinder ab 10 Jahren. Mit Comic-Romanen habe ich es jetzt eigentlich nicht so, wenngleich ich die Gregs Tagebücher und die Loki-Bücher ( andere Verlage ) echt gut finde! 🙂 Das Cover des Buches sieht zumindest schon mal recht interessant aus:

Die Protagonistin Lisa sitzt mit Walter ( aka Klakalnamanazdt – kann ja wirklich niemand aussprechen 😉 ) auf einem Meteoriten (?) im Weltall und schauen auf die Erde. Dabei essen sie Pizza und so manches Zeugs fliegt um sie herum durchs All. Alles in schwarz-weiß gehalten bis auf den Titel, der ist in einem schönen Neon-Rosa gehalten 🙂 Wie ich dieses Cover interpretiere, das erfahrt ihr an späterer Stelle in meiner Rezi! 😉

Mir war vor dem Lesen nicht klar, um welche Themen es in diesem Comic-Roman geht, was sich aber sehr schnell änderte. Lisa hat es nämlich nicht einfach in ihrem Leben:

Sie wird in der Schule und von anderen Kindern/Jugendlichen gemobbt, ihre Eltern sind, seitdem sie arbeitslos sind, auch antriebslos und Lisa gegenüber vernachlässigend geworden, sie interessiert sich für Dinge, für die sich kein anderes fast 9-Jähriges Kind interessiert und sie hat keine Freunde! Und dennoch schlägt sie sich irgendwie durch, was bleibt ihr auch anderes übrig? Glücklich ist sie dabei allerdings nicht…

Und dann tritt Walter in ihr Leben. Also, er/sie heißt ja eigentlich anders, aber wie sie ausgerechnet auf diesen Namen kam, also die Autorin, ist mir schleierhaft 😉 Nun gut! Walter wurde von seinen außerirdischen Freunden auf der Erde vergessen, als sie einen kleinen Ausflug zu dieser unternommen hatten, ihnen aber die Erde nicht gefallen hat und sie wieder abgedüst sind. Lisa nimmt ihn/sie mit nach Hause und auch in die Schule. Walter erlebt nun, wie so ein typischer Tag im Leben von Lisa aussieht und das macht ihn/sie sehr traurig, denn dort, wo er/sie herkommt, wird viel geknuddelt und man kümmert sich liebevoll umeinander! Warum schreibe ich immer er/sie, ihn/ihr ? Nun, in Walters Welt ist es egal, welchem Geschlecht man angehört!

Nun denn, Walter macht es sich zur Aufgabe, Lisa zu helfen, so dass am Ende alles gut wird und sich alle wieder lieb haben! Das ist jetzt sehr einfach ausgedruckt, trifft es aber ziemlich genau! 🙂

Die Sprache ist für 10-Jährige angemessen, soll heißen, beim Lesen werden sie alles verstehen und es ist/wird auch nicht langweilig, denn die Autorin Sybille Berg bedient sich einer flotten Schreibe! Die Illustrationen von Julius Thesing untermalen die Geschichte perfekt! Erst wusste ich nicht, ob mir sein Stil gefällt, aber je öfter ich das Buch in die Hand nehme und darin blättere, desto mehr spricht es mich!

Die Figuren im Buch sind sehr anschaulich dargestellt, so dass ein Kind sofort erkennt, dass die Eltern demotiviert sind und die Lehrerin eine ganz fiese und ungerechte Person; ebenso die Jugendlichen vom Spielplatz und die Kinder in der Schule: sie sind alle gut getroffen. Auch Lisa selbst und Walter! Die Message des Buches wird also sehr kindgerecht dargestellt, was ich gut finde.

Allerdings hadere ich mit der sehr einfachen Problemlösung! Jetzt bin ich natürlich eine Erwachsene und gebe mich natürlich nicht mit der Idee, die Jugendlichen auf dem Spielplatz anzuschnauzen und anzuschreien zufrieden, allerdings sieht das aus Kindersicht wieder anders aus. Meine Jüngste sagte mir, dass sie so etwas auch in der Schule gelernt haben bei “Mut-tut-gut”: Einfach die fiesen Kinder anbrüllen oder etwas Blödes sagen, was sie aus dem Konzept bringt, und dann weggehen! Ob das dann in der Praxis auch funktioniert und es dann nie wieder zu Problemen kommt – ich weiß es nicht!

Und das man in der Schule nur das sagen soll, was der Lehrer hören will, würde ich meinem Kind niemals raten! Bei mir früher war das so, aber heutzutage wird zum Glück auch Argumentieren gelehrt, sodass Kinder/Jugendlich keine Angst haben müssen, eine andere Meinung zu vertreten, so lange sie diese anschaulich und logisch darlegen können! Und Kinder, die viel wissen erden ja sogar speziell gefordert!

Joah, und nun? Da sich das Buch, welches ursprünglich als Theaterstück konzipiert wurde, an Kinder richtet, habe ich meine Tochter (10) gefragt, ob sie verstanden hat, worum es in dem Buch geht und wie sie es fand und sie sagte:

“Es geht um Mobbing! Statt mit Lisa mal zu reden, machen sie alle fertig und merken gar nicht, wie doof das ist. Was haben die denn davon? Sie merken nicht, dass Lisa unglücklich ist. Allerdings wissen die wahrscheinlich auch nicht, was bei Lisa zu Hause abgeht. Es kümmert sie nicht! Man sollte immer nachfragen, wenn ein Kind traurig aussieht und immer alleine ist. Auch Anziehsachen sollten völlig egal sein, deswegen jemanden zu ärgern ist echt schlimm! Schlimm finde ich es auch, wenn einer viel weiß und deswegen gehänselt wird! Nur weil sie es wahrscheinlich selbst nicht so gut wissen! – Ich finde das Buch gut. Bestimmt ist es nicht immer so einfach wie im Buch eine Lösung zu finden, aber das Buch zeigt eigentlich schon genau, wie es geht. Es muss nicht immer so kompliziert sein, wie ihr Erwachsenen das meint! Mir gefällt das Buch!”

Ich denke, dem ist nichts mehr hinzuzufügen 🙂 Ein Buch, dass für Kinder konzipiert ist, werde ich vermutlich immer anders sehen, interpretieren usw. als ein/mein Kind. Ich glaube, Erwachsene verkomplizieren wirklich vieles, aber doch nur, weil wir uns doch einfach nur sorgen…

Um nochmal auf das Cover zurück zu kommen: Man sollte einfach mal den Blickwinkel ändern, eine andere Perspektive einnehmen, dann eröffnen sich einem Möglichkeiten, an die man vorher vermutlich noch nicht gedacht hat!

Fazit: Genau hinsehen, Kinder bestärken, knuddeln und das Anderssein akzeptieren, denn es ist doch völlig normal! Mutig sein, Mobbing untergraben, mehr Aufklärung! Das müssen wir den Kindern aber auch genau so vorleben, denn wir sind ihre Vorbilder, sie lernen von uns! In diesem Sinne hat Sybille Berg ein tolles Buch geschrieben, dass durch Julius Thesings Illustrationen sehr gut untermalt wurde. Auch wenn ich nicht alles gut fand, wenn Kinder den Sinn des Ganzen verstehen, ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen!

Ich vergebe 3 – 4 Kaffeetassen, meine Tochter 4 – 5, von daher bekommt “Mein ziemlich seltsamer Freund Walter” von Sybille Berg

4 !!!

Über die Autorin:

“Sibylle Berg ist eine der renommiertesten Dramatikerinnen und Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum. Ihre gesellschaftskritischen Werke beschäftigen sich mit sozialer Ungerechtigkeit und Digitalisierung. Bergs Stücke und Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Sie erhielt diverse Preise und Auszeichnungen, u.a. den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, den Nestroy-Preis, den Schweizer Buchpreis, den Grand Prix Literatur, den Bertold-Brecht-Preis, den Johann-Peter-Hebel-Preis sowie 2022 den Dreitannen-Literaturpreis.”

( Quelle fischerverlage.de )

Über den Illustrator:

“Julius Thesing, 1990 geboren, hat an der Münster School of Design Illustration studiert. 2020 schloss er sein Bachelor-Studium mit seinem viel beachteten Comicroman-Debüt »You Don’t Look Gay« ab. Er arbeitet als festangestellter Designer und freiberuflicher Illustrator in Münster.”

( Quelle fischerverlage.de )

“Mein ziemlich seltsamer Freund Walter” von Sybille Berg

Ein Jugend-Comic-Roman erschienen bei FISCHER Sauerländer am 13.03.2024

ISBN 978-3737372572

144 Seiten

Hardcover

www.fischerverlage.de

“Mein ziemlich seltsamer Freund Walter” wurde mir vom Verlag als Bloggerpaket zur Rezension zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

 

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