“Die Sehenden und die Toten”

Rezension 367

“Die Sehenden und die Toten” von Sia Piontek

Worum geht es?

Copyright Goldmann Verlag / Penguin Randomhouse

“Die ehemalige Mordermittlerin Carla Seidel hat sich von Hamburg ins idyllische Wendland versetzen lassen. Dort wagt sie mit ihrer hochsensiblen Tochter Lana in einem alten Fachwerkhaus einen Neuanfang. Doch dann wird der 18-jährige Justus tot aufgefunden, seine Augen auf grausame Weise durch Spiegelscherben ersetzt. Carla übernimmt den Fall und hat schnell das ungute Gefühl, dass niemand, nicht einmal die Eltern, Justus richtig kannte. Als Lana bei einer Mitschülerin ein Tattoo entdeckt, das der tote Junge als Narbe auf seinem Oberschenkel trug, überschlagen sich die Ereignisse, und Carla wird klar: Die Vergangenheit holt dich immer ein …”

( Quelle Klappentext zu “Die Sehenden und die Toten” von Sia Piontek )

Meine Meinung:

Als man mir dieses Buch zur Rezension angeboten hat, ist mir natürlich sofort dieses düstere, kühle Cover ins Auge gestoßen: ein altes Fachwerkhaus, Bäume, davonfliegende Vögel, ein wolkenverhangener Himmel – das Cover lädt geradezu dazu ein, sich eine kuschelige Strickjacke zu schnappen und es sich mit einem Tee am Kamin in den sicheren vier Wänden gemütlich zu machen! Und genau das solltet ihr auch tun, wenn ihr dieses Buch lest! 😉

Die Geschichte um die Ermittlerin Carla Seidel ist von Beginn an spannend erzählt und diese Spannung fällt auch bis zum Schluss hin nicht ab!

Während des Lesens erfährt der Leser nach und nach, was wohl dazu geführt hat, dass eine Kripo-Beamtin nun im Wendland lebt und “normaler” Polizeiarbeit nachgeht, quasi ein Downgrading hingenommen hat. Diese Erkenntnisse machen wütend sowie auch traurig. Aber Carla Seidel schafft es, auch Dank ihrer hochsensiblen Tochter, wieder in einen Alltag zu finden. Hilfreich ist da sicherlich auch der Mord an dem Schüler Justus!

Sia Piontek ist es gelungen, um den Mord an Justus Liebermann ein Konstrukt an menschlicher Abstrusität zu bauen; wozu (gerade) ein (junger) Mensch fähig ist, was ihn zu den abnormsten Handlungen verleitet – da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Aber der Autorin ist dies sehr authentisch gelungen, ohne allzu übertrieben zu wirken. Geholfen hat da sicherlich auch, dass Sia Piontek eine 19-Jährige Tochter hat, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stand und ihr einen Einblick in das Denken und die Interessen von Jugendlichen geven konnte. Auch die Protagonistentochter Lana ist es, die ihrer Mutter verbotenerweise bei den Ermittlungen hilft und sie somit zum Täter führt und sich dabei selbst in allergrößte Gefahr begibt!

Der Krimi ist meines Erachtens sehr gut umgesetzt worden, wie bereits erwähnt: Spannend von der ersten bis zur letzten Seite! Auch der Schreibstil der Autorin hat sicher dazu beigetragen, dass ich das Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen hatte. Das Buch liest sich flüssig und dank der wunderbaren Beschreibungen von Land, Raum und Mensch, ist man nicht nur dabei, sondern Teil des ganzen Geschehen!

Die Figur der Carla Seidel hat mir sehr gut gefallen! Auch wenn mir, genauso wie ihrer Tochter Lana, ihr häufiger Weinkonsum nicht besonders gefallen hat, konnte ich es durchaus verstehen und wenn ein Charakter im Laufe der Geschichte eine positive Entwicklung macht, dann sehe ich da gerne drüber hinweg 😉

Lana Seidel, eine hochsensible junge Dame von 17 Jahren, mochte ich ebenfalls auf Anhieb! Sie tut sich schwer mit Freundschaften und Veränderungen, traut sich wenig zu und geht auch nicht aus. Aber sie sieht Dinge, die andere übersehen und sie hat ein gutes Gespür für Menschen; das kommt ihrer Mutter im Verlauf der Geschichte sehr zu Gute! Dafür überwindet Lana sogar ihre Ängste…

Die Nebendarsteller im Buch, nette wie fiese, tote wie lebendige, fand ich ebenfalls gut und überzeugend gezeichnet. So gut, dass ich mit Hilfe meiner Mindmap – ja, ich erstelle, wenn ich Krimis lese Mindmaps 😉 – nicht den Mörder ausfindig machen konnte! Erst ganz zum Schluss lichtete sich das Dickicht und ich war mehr als Baff, wer der Bösewicht ist und was seine Beweggründe waren!

“Die Sehenden und die Toten” von Sia Piontek ist ein rasanter Kriminalroman, der sogar in einer für Romane nicht gerade bekannten Gegend wie dem Wendland funktioniert! Das fand ich richtig gut! Ich liebe Krimis, für mich DAS Genre, welches mir immer noch zu oft als trivial abgetan wird! Ein richtiger guter Krimi ist gar nicht so leicht zu schreiben: Es braucht verschiedene Fährten, Verdächtige, die plötzlich keine mehr sind, Figuren, die man (leider) schnell wieder ad Acta legt, Unvorhergesehenes… Und das alles ist Sia Piontek sehr gut gelungen! 🙂

Für mich sind “Die Sehenden und die Toten” ein Jahreshighlight!! 🙂 Denn Sia Piontek hat nicht nur einfach einen Kriminalroman geschrieben, nein, sie hat auch die Themen häusliche Gewalt mit einhergehender Angst und Traumata, Hochsensibilität und Machtverhältnisse am Arbeitsplatz mit eingeflochten. Themen, die hier nicht fehl am Platz wirken oder too much sind, sondern darauf Aufmerksam machen, dass es diese Dinge gibt und sie nicht tabuisiert werden sollten!

Da das Buch in meinen Augen mit einem Cliffhanger endet, der sich auf das Traumata von Carla Seidel bezieht, gehe ich mal davon aus, dass die Autorin bereits an Band 2 um die sympathische Ermittlerin arbeitet! 😉 Und ja, damit liege ich auch sehr richtig 😉 , denn in einem Interview, welches die Autorin Julia Meyn von der Agentur für Kommunikation gegeben hat, kann man dies nachlesen! 🙂

Für jeden, der einen richtig guten Krimi zu schätzen weiß und Spannung und Twists in einem Buch liebt und ebenso Lust auf eine sympathisch-unperfekte Ermittlerin hat, der wird mit “Die Sehenden und die Toten” seine Freude haben!

Von mir bekommt das Buch

5 !!! 🙂

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Über die Autorin:

“Sia Piontek ist das Pseudonym einer ehemaligen Verlagsprogrammleiterin, die bereits mehrere Romane veröffentlicht hat. »Die Sehenden und die Toten« ist der Auftakt ihrer im Wendland angesiedelten Kriminalromanreihe um die Ermittlerin Carla Seidel. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet Sia Piontek als Schreibcoach und freie Lektorin. Sie lebt mit ihrer Tochter in Hamburg und im Wendland.”

( Quelle penguin.de )

“Die Sehenden und die Toten” von Sia Piontek

Ein Kriminalroman erschienen im Goldmann Verlag / Penguin Randomhouse am 15.05.2024

ISBN 978-3442206643

416 Seiten

Klappenbroschur

www.penguin.de

“Die Sehenden und die Toten” wurde mir von Julia Meyn – Agentur für Kommunikation als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

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