“Notizen zu einer Hinrichtung”

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“Notizen zu einer Hinrichtung” von Danya Kukafka

Aus dem Amerikanischen von Andrea O´Brien

Worum geht es?

Copyright Blumenbar Verlag / Aufbau Verlage

“In 12 Stunden soll Ansel Packer hingerichtet werden. Doch dies ist nicht seine Geschichte. Dies ist die Geschichte der Frauen, die er zurückgelassen hat.

Ansel Packer weiß ganz genau, was er verbrochen hat, und wartet nun auf seine Hinrichtung – das gleiche grausame Schicksal, das er vor Jahren seinen Opfern auferlegt hat. Doch er will nicht sterben. Er will anerkannt und verstanden werden.

Durch ein Kaleidoskop von Frauen – eine Mutter, eine Schwester, eine Kommissarin der Mordkommission – erfahren wir die Geschichte von Ansels Leben. Atemberaubend spannend und mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen zeichnet Kukafka ein erschütterndes Porträt von Weiblichkeit, während sie gleichzeitig das Narrativ des Serienmörders und unsere kulturelle Besessenheit von Kriminalgeschichten hinterfragt.”

( Quelle klappentext zu “Notizen zu einer Hinrichtung” von Danya Kukafka )

Meine Meinung:

Ich fand den Klappentext schon wahnsinnig interessant. Ein Mörder, kurz vor seiner Hinrichtung – was da wohl aus den Perspektiven der genannten Frauen erzählt wird? Noch dazu dieses Cover! Ein Fuchs! Was es mit dem auf sich hat, klärt sich beim Lesen! 😉

Wir begleiten als Leser Ansel Packer nicht nur während seiner letzten Stunden, sondern erfahren auch, wie es dazu kam, dass er sich nun im Todestrakt wiederfindet. Und diese Geschichte ist wahrlich keine leichte Kost!…

Im Wechsel mit der Jetzt-Situation im Gefängnis, erfahren wir aus der Sicht verschiedenster Frauen, denen Ansel in seinem Leben begegnet ist, wie seine Kindheit war, was ihm schon im Kleinkindalter alles schlimmes widerfahren ist, wie er aufgewachsen ist, Jobs, Freundinnen und wie es zu den Grausamkeiten kam, wegen denen er letztendlich verurteilt wurde.

Das klingt alles ganz schaurig und brutal und dennoch gibt es da eine gefühlvolle Seite, ein Kind, das plötzlich ohne Mutter dasteht, keine Familie mehr hat; dazugehören möchte und doch nur aneckt. Das immer auf der Suche nach Liebe und Verstandenwerden ist. Ansel verfasst seine “Theorie”, die alles beschreibt, alles erklärt. Aber sein Traum, dass diese Theorie eines Tages veröffentlicht wird, scheint niemals wahr zu werden. Trotz all seiner Manipulationsversuche gelingt es ihm nicht, die Menschen, die Frauen auf seine Seite zu ziehen…

Ich fand “Notizen zu einer Hinrichtung”  ziemlich gut und auch wirklich gut umgesetzt! Man bekommt während des Lesens ein sehr guten Einblick in Ansels kranke Psyche. Unterstrichen wird dieses Gefühl durch die Art und Weise, wie von Ansel erzählt wird. Beispiel gefälligst?

“Du wäschst deine Pinsel im Waschbecken aus, als zwei Wärter erscheinen. Sie deuten auf deine Hände, die du durch den Schlitz in der Tür schiebst. Damit sie dir die Handschellen anlegen können, musst du der Tür den Rücken zukehren, (…).”

( Quelle Zitat aus “Notizen zu einer Hinrichtung”, Seite 52 )

Ansel spricht nicht direkt zu uns oder erzählt aus seiner Perspektive. Nein, Jemand berichtet über ihn! Eine unbekannte Person, eine unbekannte Stimme. Oder eine Stimme in Ansels Kopf? Eine beobachtende Persönlichkeit? Diesen Kniff fand ich hervorragend! So können wir uns, also der Leser, alles haarklein vorstellen, wahren aber eine gewisse Distanz!

Während des Lesens baut sich eine gewisse Spannung auf, die Kapitel fühlen sich an wie ein Countdown, was ja letztendlich auch tatsächlich so ist. Je näher es Richtung Todeszeitpunkt geht, desto größer wird die Anspannung. Und das nicht nur in den Kapiteln, in denen aus dem Gefängnis berichtet wird, sondern auch in den Erzählungen der Frauen. Man spürt von mal zu mal mehr, wie sich die Schlinge um Ansel herum zuzieht, bis er dann irgendwann endlich gefasst wird.

Es fällt mir schwer nicht zu spoilern, aber so viel sei gesagt: Gerade der Anfang des Buches, Ansels frühe Jahre, haben mich sehr bewegt. Das soll seine Schuld nicht abmildern, aber eventuell eine Erklärung liefern!

Wer ein interessant konstruiertes Buch über menschliche Abgründe, Manipulation, psychologische Erklärungsversuche, dramatische Begegnungen und den Versuch einer Existenz lesen möchte, dem sei “Notizen zu einer Hinrichtung” ans Herz gelegt! 🙂

Von mir bekommt das Buch aus Danya Kukafkas Feder

4 – 5 !!

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Über die Autorin:

“Danya Kukafka gelang mit ihrem Debüt »Girl in Snow« auf Anhieb ein Bestseller, der in mehreren Sprachen erschienen ist. Das Buch wurde für zahlreiche Preise nominiert und wird als Amazon Prime Serie verfilmt werden. Danya Kukafka studierte an der New York University Creative Writing unter Colson Whitehead. Sie wuchs in Colorado auf und lebt heute in New York, wo sie als Literaturagentin arbeitet.”

( Quelle Aufbau Verlage )

Über die Übersetzerin:

“Andrea O’Brien, geboren 1967, übersetzt seit fast 20 Jahren zeitgenössische Literatur aus dem Englischen. Für ihre Übersetzungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Übersetzerstipendium des Freistaat Bayern und dem Literaturstipendium der Stadt München.”

( Quelle Aufbau Verlage )

“Notizen zu einer Hinrichtung” von Danya Kukafka

Erschienen beim Blumenbar Verlag / Aufbau Verlage am 14.02.2024

ISBN 978-3351051211

348 Seiten

Hardcover

Auch als Ebook und Hörbuch erhältlich

www.aufbau-verlage.de

“Notizen zu einer Hinrichtung” wurde mir von den Aufbau Verlagen als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

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