„Der brennende See“

Rezension 075

„Der brennende See“ von John von Düffel

Worum geht es?

Copyright Dumont Buchverlag

„Hannah, Tochter eines Schriftstellers, kehrt nach dem Tod ihres Vaters in die Stadt ihrer Kindheit zurück. An seinem Erbe ist sie wenig interessiert. Doch als Hannah erste Schritte unternimmt, die Wohnung des Verstorbenen aufzulösen, findet sie an seinem Totenbett das Foto einer Unbekannten. In der flimmernden Hitze eines erneut rekordverdächtig trockenen Aprils begibt Hannah sich mit diesem Bild auf Spurensuche.
Bald muss sie erkennen, dass nicht nur die vertraute Landschaft ihrer Kindheit sich in Staub und Rauch auflöst. Alle Bilder der Vergangenheit entgleiten ihr, das ihres Vaters nicht zuletzt. Als sie dann auf die Fridays-for-Future-Aktivistin Julia stößt, die sich in ihrem Kampf um Klimagerechtigkeit auf fragwürdige Weise radikalisiert hat, muss sie feststellen, dass ihr Vater dieser jungen Frau am Ende näher stand als ihr.( … )“

(Quelle Dumont Buchverlag)

Meine Meinung:

John von Düffels Roman trifft den Zeitgeist: ein Thema, dass alle Generationen gleichermaßen beschäftigt und beeinflusst. Die Einen gehen die Sache impulsiver an, die Anderen wohl überlegt und berechnend. Der Klimawandel lässt sich nicht (ver)leugnen und ich finde es wichtig, dass er in einem Buch thematisiert wird.

Der Autor hat um diese wichtige Angelegenheit herum eine private Geschichte gebastelt, eine Vater-Tochter-Beziehung, die plötzlich in Frage gestellt wird; Existenzängste. Der Vater der Protagonistin Hannah, ein Schriftsteller, der mit seinem „Wolkenbuch“ einen wichtigen Beitrag zum Klimawandel verfasst hat, irritiert seine Tochter, nachdem sie nach seinem Tod auf Aktivitäten ihres Vaters stößt, von denen sie bis dato nichts wusste, nichts ahnen konnte!

Gefühle werden in Frage gestellt, Emotionen aufs Abstellgleis gestellt, was ist Wahrheit, was Fiktion?

Ich müsste zu sehr ins Detail gehen, um zu erklären, was da genau inhaltlich vor sich geht, emotional und faktisch. Allerdings fällt es mir auf der anderen Seite wiederum schwer, meine eigenen Gefühle zu erfassen und wiederzugeben. Ich befinde mich da tatsächlich im Zwiespalt!!

Fakt ist: kein einziger Protagonist ist mir in diesem Buch sympathisch!! Leider!! Ausgenommen vielleicht der verstorbene  Schriftsteller. Die Figuren scheinen mir alle psychisch vorbelastet, zum Teil völlig irre!

Auch der Klimawandel kommt, wie ich finde, etwas zu kurz, da jegliche in diesem Buch vorkommende Figur mit sich selbst viel größere Probleme hat! Ich hätte mir bestimmte Szenen in dem Buch ausführlicher gewünscht, informativer ausgeführt! Man erfährt leider auch nicht, WANN der Roman spielt. Ich vermute mal „in naher Zukunft“.

John von Düffel mag ein guter Schriftsteller sein! Und die Art und Weise WIE er geschrieben hat ist auch wirklich gut. Es ließ sich alles flüssig lesen und es gab durchaus – ich sag mal – spannende Passagen. Vom Niveau her bewegen wir uns da schon im oberen Level! Jedes Kapitel beginnt mit einem aktuellen Wetterbericht, der nur allzu deutlich macht, wie sehr der Klimawandel die Temperaturen auf der Erde verändert hat. Die Wolken werden weniger, genau wie in dem Buch von Hannahs Vater! Nichtsdestotrotz finde ich, dass die privaten „Probleme“ der Protagonisten viel zu sehr von der eigentlichen interessanten und wichtigen Message ablenken und nerven! Und das ist wirklich schade! Auch wenn natürlich die privaten Unpässlichkeiten durchaus mit dem Thema der Klimaveränderung verknüpft sind!

“Der brennende See“ hat viele gute Rezensionen bekommen, daher habe ich mich schon gefragt, ob ich nicht in der Lage bin, die Qualität hinter diesem Buch zu erkennen. Aber die Geschmäcker dürfen ja zum Glück verschieden sein und daher halte ich an meiner Meinung fest, dass „Der brennende See“ durchaus Potenzial hat, dieses aber bei weitem nicht gänzlich ausgeschöpft hat!

Erwähnen möchte ich aber unbedingt noch das Cover des Buchs, welches an das „Wolkenbuch“ in der Geschichte angelehnt ist. Das gefällt mir richtig, richtig gut!

Alles in allem ist „Der brennende See“ ein wichtiger Beitrag zum aktuellen Weltgeschehen und fügt sich gut in die Reihe der bereits erschienenen Bücher von John von Düffel ein. Auch wenn dieses Buch mit Sicherheit nicht MEIN Jahreshighlight wird, werden sich auf jeden Fall Leser finden, die das anders sehen, und das ist auch gut so!

Ich hadere mit meiner Bewertung, die irgendwo zwischen 3 und 4 Kaffeetassen liegt. Da der Autor aber (wahrscheinlich) nur bedingt etwas dafür kann, dass ich seine Figuren nicht mag, lege ich mich – aufgrund der Ernsthaftigkeit des Themas – auf

4   fest!!!

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Über den Autor:

John von Düffel wurde 1966 in Göttingen geboren, er arbeitet als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Seit 1998 veröffentlicht er Romane und Erzählungsbände bei DuMont, u. a. ›Vom Wasser‹ (1998), ›Houwelandt‹ (2004), ›Wassererzählungen‹ (2014) und zuletzt ›Das Klassenbuch‹ (2017). Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Nicolas-Born-Preis.

(Quelle Dumont Buchverlag)

„Der brennende See“ von John von Düffel

ein Roman erschienen im Dumont Buchverlag am 18.02.2020

ISBN 978-3832181222

320 Seiten

Hardcover

auch als eBook erhältlich

www.dumont-Buchverlag.de

„Der brennende See“ wurde mir vom Dumont Buchverlag als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung und Bewertung!

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