09. November 2019
– 30 Jahre Mauerfall –
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Rückblende:
Am 09. November 1989 fiel die Mauer! Die Mauer, die die BRD von der DDR trennte – oder umgekehrt. Ich erinnere mich, dass ich damals als 10-Jährige vor dem Fernseher saß und meine Eltern gebannt die Nachrichten schauten. Ich erinnere mich an die nachfolgenden Bilder, wie Hunderte von Menschen von dem einen in das andere Land strömten! Glücklich, weinend, jubelnd! Fremde Menschen lagen sich in den Armen, Familien wurden wieder vereint! Autos hupten!
Was war denn nur geschehen?
Damals als Kind konnte ich noch nicht verstehen, was da gerade passierte, aber ich fand es toll und irgendwie spannend!
In den folgenden Jahren wurde es für mich zur Normalität, dass Deutschland wiedervereint ist! Statt Bonn war Berlin wieder Bundeshauptstadt! Und wir bekamen neue Schüler in meine Klasse, die von “drüben” kamen!
Für mich existiert heute keine Mauer mehr, hat es aber ehrlich gesagt auch früher nicht; wie gesagt, ich war zu jung, um das Ganze zu verstehen!
Heute:
Heute allerdings frage ich mich, warum so gut wie nie über die DDR im Unterricht gesprochen wurde? Nie über die Wiedervereinigung? Immerzu wurde der 2. Weltkrieg durchgekaut, die Weimarer Republik und die Französische Revolution! Das ist heute wahrscheinlich nicht anders. Aber wäre es nicht besser gewesen, mal darüber zu sprechen, was auch uns direkt betrifft? Den Mauerfall? Wie kam es überhaupt dazu, dass ein Land sich dazu entschließt, sich zu teilen? Und wie erging es den Leuten da in der DDR? Fragen, die später zum Teil Freunde beantworten konnten, die nach West-Deutschland gezogen sind. Einer meiner besten Freunde kommt aus Leipzig. Aber in der Schule war das nie ein Thema! Schade…
Und daher finde ich es toll, dass sich eine Freundin von mir, Rayna Breuer, die für die Deutsche Welle arbeitet, eine Dokumentation gedreht hat, wo es zwar nur indirekt um den Mauerfall geht, aber in welchem die Situation eines jungen Mannes, der es in der DDR nicht mehr aushält und ( kurz vor dem Mauerfall, aber das konnte er ja nicht ahnen) flüchtet, beleuchtet wird. Es geht aber auch um einen Grenzer, der, wie so viele andere dazu rekrutiert wurde, Flüchtlinge an der Grenze – in unserem Fall die Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei – festzuhalten und im Falle des Falles auch zu erschießen.
Ich fand diese Dokumentation wahnsinnig interessant! Es hörte sich für mich schon fast wie ein Krimi an, ein Thriller. So unglaublich war manches, was man zu sehen, was man zu hören bekam! Im Anschluss an den Film gab es eine Live-Schaltung zum Protagonisten des Films, Jürgen Cyrulik, und wir – die Zuschauer – bekamen die Möglichkeit, ihm persönlich Fragen zu stellen!
Jürgen Cyrulik lebt in Bayern, wo es ihn schon damals zur Zeit seiner Flucht hinzog; lebten dort doch auch sein Onkel und auch sein Gr0ßvater, den er aber selbst nicht mehr besuchen konnte – noch nicht mal zur Beerdigung wurde ihm die Genehmigung erteilt, die DDR zu verlassen, um Abschied nehmen zu können. Dies war das auslösende Moment für Jürgen Cyrulik, der immer mehr und mehr mit dem System der SED haderte.
Die Flucht:
Im Sommer 1988 beschließen er und ein Freund in die BRD zu fliehen. Mit Hilfe eines Shell-Atlas´, den der Onkel einst zu einem Besuch in der DDR dem Vater geschenkt hatte, studieren sie die Grenzen und planen ihrer Ansicht nach gut, wie sie vorzugehen haben. Sie begeben sich auf Urlaub nach Bulgarien und versuchen sich wie normale Touristen zu bewegen. Denn eines darf man nicht vergessen, sie standen unter Beobachtung. Wie alle Ost-Deutschen galten sie als potenzielle Flüchtlinge. Dennoch gelingt es ihnen sich dem Grenzgebiet im Nordosten Bulgariens zu nähern. Womit sie allerdings nicht gerechnet haben ist, dass bereits 2 km vor der eigentlichen Grenze sogenannte Grenzer patrouillieren und ihre Flucht ein schnelles Ende nimmt.
Was allerdings danach geschehen ist und auch wie es den beiden Freunden während ihrer geplanten Flucht erging, und was aus dem Grenzer geworden ist, der Jürgen und seinen Freund festnahm, dass könnt, nein MÜSST ihr euch unbedingt anschauen!! Ich habe euch die Dokumentation hierzu verlinkt, “Der Flüchtling und der Grenzer” !
Dieser Film hat mir nochmal auf eine ganz andere Art und Weise die Augen geöffnet! Man bekommt in den Medien ja schon viel mit, aber die wesentlichen Dinge bleiben im Verborgenen. Dank Rayna Breuer und ihrer gründlichen Recherche wurde dieses Thema von einer Seite beleuchtet, wie ich sie bisher nicht gekannt hatte – und ihr sicher auch nicht! Ein herzliches Dankeschön dafür!!
Über die Journalistin/Filmautorin:
Rayna Breuer wurde 1983 in Burgas/Bulgarien geboren und wuchs anschließend sowohl in Potsdam, Sophia, Bonn und Zagreb auf, ehe sie sich dazu entschloss in Deutschland und Gr0ßbrittanien Politik (Magister) und in Österreich Jura (LL.M. in EU-Recht) zu studieren.
Sie hat für verschiedenste Organastionen gearbeitet, auch freiberuflich. Seit einem Volontariat bei der Deutschen Welle (DW), arbeitet Rayna Breuer nun als Medienjournalistin für verschiedene Institutionen.
Rayna Breuer spricht 5 verschiedene Sprache und lebt mit ihrer Familie in Köln.
“Der Flüchtling und der Grenzer” von Rayna Breuer
ein Dokumentarfilm erschienen bei der Deutschen Welle
Dauer ca. 26 min
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