“Nicht von dieser Welt”

Rezension 338

“Nicht von dieser Welt” von Michael Ebert

Worum geht es?

Copyright Penguin Bücher

“Seit sein Vater gestorben ist, erhält Mischa geheimnisvolle Anrufe. Über einen alten Münzfernsprecher melden sich die Toten bei ihm und geben ihre letzten Wünsche durch. Egal, wie skurril die Aufgaben sind: Mischa gibt sich alle Mühe, sie zu erfüllen – immer in der Hoffnung, dass sich vielleicht eines Tages auch sein Vater noch einmal meldet. Mischa lebt mit seiner Mutter in der Personalwohnung eines kleinen Krankenhauses im Schwarzwald, sie ist dort Intensivschwester, arbeitet unentwegt, das Geld ist dennoch knapp. Manchmal reicht es nicht einmal mehr für ein Weihnachtsgeschenk. Doch eines Tages tritt die 17-jährige Sola aus Zaïre in Mischas Leben, und mit ihr beginnt ein aufregendes Abenteuer, das ihm hilft, wieder Mut und neue Hoffnung zu schöpfen … In diesem Roman geht es um die großen Dinge: Um Liebe und Armut. Um Leben und Tod. Und um die Kunst, nicht nur auf das zu schauen, was wir verloren haben. Sondern auch auf das, was uns bleibt.”

( Quelle Penguin Bücher )

Meine Meinung:

“Nicht von dieser Welt” wollte ich unbedingt lesen, weil es eine Empfehlung von Mona Ameziane war, die dieses Buch im Zuge ihres gemeinsamen Podcast “Zwei Seiten” Christine Westermann empfohlen hat zu lesen. Diesen Podcast habe ich mir auch angehört, was vielleicht nicht so clever war, mag man meinen, aber erst durch diesen Podcast war meine Neugier ja auf dieses Buch geweckt! Mittlerweile schaffe ich es auch völlig unvoreingenommen an Bücher heranzugehen, selbst wenn ich vorher bereits Meinungen dazu gehört oder gelesen habe!

Und ehrlich gesagt, meine Meinung zum Buch weicht von der Christines ab…;-)

Nach dem Tod seines Vaters erhält Mischa Anrufe über einen Münzfernsprecher im Krankenhaus, in dem er mit seiner Mutter in einer Personalwohnung lebt. Die Verstorbenen bitten ihn, gewisse Dinge für sie zu tun, Angehörigen noch etwas mitzuteilen z.B..  Nicht immer kann er ihre Wünsche erfüllen, manchmal versteht er sie auch nicht. Aber einer ruft nie an: Sein Vater…

Mischa ist nicht erst seit dem Tod seines Vaters ein ruhiger, unauffälliger Junge. Das Geld war immer knapp, was auch der Spielsucht seines Vaters geschuldet war. Er versucht ein guter Sohn zu sein, da er weiß, dass es seine Mutter auch nicht leicht hat und alles erdenklich Gute für ihn tut. Als jedoch nach einem Schüleraustausch mit französischen Schülern plötzlich die 17-Jährige Sola statt Olivier bei ihm auftaucht, wird sein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt…

So unternimmt sie mit Mischa den Tripp nach Halberstedt, um dort noch gelagerte Ostmark zu stehlen. Wieso, weshalb, warum eine Belgierin aus Zaire weiß, dass dort noch Geld versteckt liegt, das klärt sich am Ende des Romans! 😉 Und diese Auflösung war sehr überraschend, wenngleich nicht unvorhersehbar…

Christine Westermann war der Ansicht, dass es diesen Roadtrip nicht gebraucht hätte, dass man ihn auch hätte weglassen können. Das sehe ich anders, denn für die Auflösung am Ende ist er sogar sehr wichtig!

Michael Eberts Debütroman ist ein Autofiktionaler Roman. Denn ebenso wie Mischa hat auch er 10 Jahre in einer Personalwohnung des Krankenhauses gelebt, in welchem seine Mutter als Krankenschwester gearbeitet hat. Und ebenso wie Mischas Vater der Spielsucht verfallen war, so hatte auch sein Vater früher Probleme mit dieser Sucht. Alles weitere jedoch ist seiner Fantasie geschuldet! 😉

Michael Ebert hat seinen Vater vor ca. 2 Jahren verloren. Dieser emotionale Moment war es, seine Trauer, die ihn dazu gebracht hat, diesen Roman zu schreiben. So war es nicht nur Trauerverarbeitung und eine Hommage an seine Mutter, sondern wie er selbst sagt ein großer Spaß! ( Hier könnt ihr euch ein Interview von Michael Ebert beim BR anschauen ) Durch seinen Job war er das schreiben gewöhnt, im Gegensatz zu seinen Artikeln, wo er wahrheitsgemäß schreiben muss, konnte er sich in seinem Buch etwas austoben! 😉

“Nicht von dieser Welt” liest sich wirklich leicht. Nicht alles ist allerdings leicht zu verdauen. Aber es wird offenbar, dass auch in vermeintlich wohlhabenden Familien nicht alles eitel Sonnenschein ist und sich Glück und Glücklichsein nicht an einem vollen Bankkonto messen lässt!

Es war schön, Mischa dabei zu begleiten, wie aus dem scheuen und traurigen Jungen ein selbstbewussterer junger Mann wird. Wie die besondere und skurrile Freundschaft zu Sola ihn verändert und stärkt, da sie beide mehr gemeinsam haben als sie ursprünglich dachten. Als Sola auftaucht, gerät alles in Fahrt, das merkt man auch beim Lesen!

Am Ende geschieht ein Sprung von 30 Jahren hinein ins Jahr 2021. Dieses letzte Kapitel ist nochmal besonders, traurig und irgendwie auch nicht. Sowie es das ganze Buch über war…

Michael Ebert hat mit seinen beiden Protagonisten Mischa und Sola zwei völlig gegensätzliche Charaktere geschaffen. Dass es aber Berührungspunkte gibt, merkt man schon recht früh. Gefallen hat mir, dass Sola gerne Zitate oder Liedausschnitte verwendet, um Situationen zu unterstreichen oder Emotionen besser auszudrücken, ein bisschen so wie Lebensweisheiten. Besonders angetan hat es mir die Liedauswahl, besonders am letzten Abend der Austauschschüler! 🙂 ZACK, war ich wieder 12 Jahre alt! Danke dafür! 😉

Überhaupt gab es viele schöne Sätze im Buch, die ich mir unterstrichen habe, z.B.

“Von den Toten lernte ich, dass die Menschen nicht klüger werden, wenn sie gestorben sind.” ( S. 110 )

oder

“Glücklich zu machen ist überhaupt nicht schlechter als glücklich zu sein.” ( S. 191 )

und das hier ist der schönste Satz:

“Trauer ist Liebe, die kein zu Hause mehr hat.” ( S. 165 )

Aber das Buch hat nicht nur schöne Sätze zu bieten, sondern auch ein absolut tolles Cover! 🙂 Ich habe mich schlau gemacht und das Bild in seinem Ursprung stammt von Grant Haffner und heißt “Sunset on Gerard Drive”. Es ist im April 2023 entstanden. Der 1978  geborene Künstler malt seine Bilder immer in diesem Stil mit Straßen, Strommasten, Landschaft. Die Farben sind überzeichnet, die Motive aber klar und simpel. Durch seine Straßenmotive erscheinen die Bilder voller Tiefe und Weite und lassen reichlich Spielraum für eigene Interpretationen. Das Cover wurde geringfügig um zwei menschliche Gestalten angepasst.

“Nicht von dieser Welt” ist ein wunderbarer Coming of Age Roman, ein fesselndes autofiktionales Buch, ein überaus gelungener Debütroman, der uns in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ( oh man, das klingt immer noch schräg ) katapultiert  und eine Geschichte, die trotz ihrer Melancholie froh macht! Es geht um Armut und Reichtum, Liebe und Angst, Sicherheit und Risiko, Vergangenheit und Zukunft – lauter Gegensätze, die immer auch hoffen lassen. Hoffen auf ein Leben wie nicht von dieser Welt…

Absolut empfehlens- und lesenswert und von daher gibt es von mir

5 !!!

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Über den Autor:

Michael Ebert, 1974 in Freiburg geboren, ist Chefredakteur des Süddeutsche Zeitung Magazin und wurde für seine journalistische Arbeit bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In seinem Debütroman „Nicht von dieser Welt“ führt er uns an den verwunschenen Ort, an dem er selbst aufgewachsen ist: ein Krankenhaus in einer süddeutschen Kleinstadt.”

( Quelle Penguin Bücher )

“Nicht von dieser Welt” von Michael Ebert

Ein Roman erschienen beim Penguin Verlag am 13.09.2023

ISBN 978-3328603191

240 Seiten

Hardcover mit Schutzumschlag

Auch als Ebook und Audible-Hörbuch erhältlich

www.penguin.de

“Nicht von dieser Welt” von Michael Ebert wurde mir vom Bloggerportal von Penguin Bücher als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keine Auswirkung auf meine Meinung und Bewertung!

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